Wuppertal Was ist, wenn das Ehrenamt zur Last wird?

Heckinghausen. · Mit dem Stammtisch in Heckinghausen wollen Hauptamtliche ein Netzwerk schaffen.

Beim Stammtisch wurde besprochen, wie man verhindert, auszubrennen.

Foto: Arbeiterwohlfahrt

Sich ehrenamtlich zu engagieren, gehört für viele Menschen zum Leben dazu. Sei es als Trainer in einem Sportverein, als Betreuer in der Flüchtlingshilfe oder in der Kirchenarbeit. Doch wie gehen Ehrenamtliche damit um, wenn die Tätigkeit, die sie freiwillig machen, zu einer Last wird? Das ist eine Frage, mit der sich der Stammtisch Ehrenamt in Heckinghausen jetzt beschäftigt hat. Zusammen mit der Gesa-Stiftung und der evangelischen Kirche richtet das Quartierbüro Soziale Stadt Heckinghausen regelmäßig einen Stammtisch für Ehrenamtliche aus.

Wer mit dem Herz für die Sache brennt, kann auch ausbrennen

„Ziel ist es, das Ehrenamt für Heckinghausen zu stärken“, sagt Kathrin Leppert vom Quartierbüro Soziale Stadt Heckinghausen. Dazu gehört, das Ehrenamtliche die Gelegenheit haben, sich auszutauschen. Beim letzten Stammtisch ging es um die Frage: Was motiviert, ehrenamtlich tätig zu sein? „Viele Menschen sind ehrenamtlich tätig, wenn ihr Herz für eine Sache brennt. Dann ist aber die Gefahr auch groß, auszubrennen“, sagt Dorothee van dem Borre, Sozialarbeiterin der evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen und zuständig für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund.

Die Erkenntnis ist: Einerseits müssen Ehrenamtliche lernen „Nein“ zu sagen und anderseits braucht das Ehrenamt Hauptamtliche, die einen Rahmen schaffen und helfen, das eigene Wirken zu reflektieren. „In den Gesprächen wurde deutlich, welche Strukturen das Ausbrennen begünstigen“, sagt von dem Borre. Zum Beispiel, wenn man das Gefühl hat, dass man gegen Wände läuft oder wenn mehr Aufgaben anfallen, weil andere Ehrenamtliche nicht mehr zur Verfügung stehen. „Das Pflichtgefühl von Ehrenamtlichen ist häufig sehr ausgeprägt. Da braucht es ein starkes Team, das aufeinander aufpasst“, sagt sie. Anzeichen für Ausbrennen seien, wenn die Freude weggehe und das Pflichtgefühl überwiege.

Dorothee van dem Borre nennt als Beispiel eine Frau, die sich in der Flüchtlingshilfe intensiv um eine Familie gekümmert hat. „Die Familie wurde anspruchsvoller und die Frau wollte den Ansprüchen genügen“, berichtet von dem Borre. Am Ende habe es im Kessel so gebrodelt, dass die Frau den Kontakt zu der Familie abgebrochen hat. Sie war ausgebrannt. Ausbrennen kann aber auch ein Rentner, der sich ehrenamtlich engagiert und dessen Gesundheit nicht mehr so wie bisher mitspielt. Deshalb müsse als Team überlegt werden, welche Strukturen man für die Ehrenamtlichen schaffen kann.

Ehrenamtliche an
einen Tisch bringen

Ziel des Stammtisches ist es, Ehrenamtliche an einen Tisch zu bekommen, damit der Stadtteil zusammenwächst und ein Netzwerk entsteht. „Die soziale Ader ist das, was Ehrenamtliche gemeinsam haben. Egal, in welchem Bereich sie tätig sind“, sagt von dem Borre und spricht von einem tollen Austausch. Aus dem Zusammentreffen der Ehrenamtlichen sind bereits Projekte entstanden. So plant die evangelische Kirchengemeinde gemeinsam mit der muslimischen Gemeinde ein Fest und zum nächsten Gemeindefest der evangelischen Gemeinde sollen Menschen aus einem Altenheim eingeladen werden.

»Der nächste Stammtisch Ehrenamt findet in der Woche des ehrenamtlichen Engagements am 18. September. um 17:30 im Café Hier & Da statt.