Doktorarbeit bringt neue Erkenntnisse Wie das Sozialleben der Elefanten im Wuppertaler Zoo funktioniert
Wuppertal · Franziska Hörner hat das Sozialleben von Elefanten in Zoos mit dem in freier Wildbahn verglichen – und ist dafür mit dem Fabu-Promotionspreis der Bergischen Uni Wuppertal ausgezeichnet worden.
Franziska Hörner hatte bereits mit ihrem Bachelorabschluss ihr Forscherinnenherz, völlig ungeplant, an afrikanische Elefanten verloren. Ihre Promotion hat nun neue Erkenntnisse über das Sozialleben der Tiere in Zoos und freier Wildbahn aufgedeckt – und für sie selber weitere Forschungsfragen aufgeworfen. Für ihre Doktorarbeit ist sie nun mit dem Fabu-Promotionspreis der Bergischen Uni Wuppertal ausgezeichnet worden.
Zentrales Thema der Arbeit waren die Familienbeziehungen zwischen afrikanischen Elefanten. „Welche Wichtigkeit und Relevanz sie für diese Tiere haben, auch für ihr Überleben. Und ganz wichtig für meine Studien war ein Vergleich zwischen diesen Tieren in menschlicher Obhut und freier Wildbahn in Bezug auf diese Familienbande“, erzählt Franziska Hörner im Podcast „Ausgezeichnet“ der Bergischen Uni Wuppertal.
Sie hat an der BUW Englisch und Biologie auf Gymnasial- und Gesamtschullehramt studiert. Bereits ihre Bachelorarbeit hat sie über Elefanten geschrieben – was aber eigentlich zunächst gar nicht geplant war, wollte sie doch über William Shakespeare schreibe, für dessen Werke sie eine tiefe Begeisterung hegt. Zumal Biologie zu dem Zeitpunkt nicht ihr starkes Fach war.
„Ich hatte schon ein Thema in Englisch, Shakespeare, und ganz kurzfristig ist das gekippt. Und ich brauchte innerhalb von wenigen Tagen, Wochen ein neues Thema, eine neue Betreuung sogar“, erzählt sie. Das war das Jahr 2016. Da sei eine Kommilitonin auf sie zugekommen und habe ihr von dem neugeborenen Elefantenbaby erzählt. „Dann dachte ich so, okay, also Elefantenbaby, das klingt schon mal cool, ist fast so gut wie Shakespeare, vielleicht. Und habe mich dann schnell um eine Betreuung von der Uni gekümmert“.
Und bereits in ihrer Bachelorarbeit geht sie den komplexen Familienbanden innerhalb der afrikanischen Elefanten im Zoo Wuppertal auf den Grund. „Es ging um besagtes Elefantenkalb, Tuffi, das Jubiläumskalb im Wuppertaler Zoo. Es war 2016 geboren worden. Und ich habe beobachtet, wie das junge Tier in die Gruppe integriert wurde.“
So hat sie die Sozialstruktur der Wuppertaler Elefantenherde untersucht, die Familienbande und schnell wurde der Studentin klar: Diese ist etwas Besonderes im Grünen Zoo. „Wir haben da eine perfekte Matrilinie. Wir haben eine Matriarchin, also eine Leitkuh, und ihre Nachkommen. Und die älteste Tochter von ihr hat auch schon Nachwuchs. Damals noch nicht, aber mittlerweile. Und wenn man liest, wie die sozialen Bindungen und die Sozialstruktur in der freien Wildbahn bei afrikanischen Elefanten sind, so sind sie auch im Wuppertaler Zoo. Das habe ich tatsächlich in meiner Bachelorarbeit beobachtet.“
Der Grundstein für eine anhaltende Faszination mit diesen Tieren war also gelegt. In ihrer Doktorarbeit hat sich die Wissenschaftlerin erneut des Themas der Familienbande angenommen. „Ganz wichtig für meine Studien war ein Vergleich zwischen diesen Tieren in menschlicher Obhut und freier Wildbahn in Bezug auf diese Familienbande. Und wie man das untersucht und wie man Elefanten dazu kriegt, Freude oder Reaktionen über das Erkennen einer Familienzugehörigkeit zu erkennen.“
Elefantenkuh Tika wurde bereits im Zoo geboren und gehört somit zur sogenannten F1-Generation. Ihr erwartetes Kalb wäre Teil der F2-Generation, da auch der Vater des Kalbs im Zoo geboren wurde. Damit handelt es sich um die erste vollständige F2-Generation im Wuppertaler Zoo.
Bei einer Recherche zeigte sich, dass weltweit nur sehr wenige afrikanische Elefanten zur F2-Generation gehören – gerade einmal neun vollständige F2-Kälber in einer passenden sozialen Umgebung sind bekannt. Zwei weitere Kälber wurden ausgeschlossen, da sie nicht unter vergleichbaren Bedingungen aufwuchsen.
Höhepunkt: Wiedervereinigung
eines Elefantenpaars
Trotz dieser kleinen Stichprobe stellen sich spannende Fragen: Bleibt das Verhalten der Elefanten über die Generationen gleich, oder treten mit der Zeit Veränderungen auf? „Die haben einen ganz anderen Lebensraum, ein ganz anderes Umfeld. Die sind an Menschen gewöhnt, die sind an dieses Gehege gewöhnt. Gehen wir dann irgendwann weg von dem Verhalten, das wir aus der freien Wildbahn kennen?“, beschreibt Hörner ihre Fragestellungen.
In ihrer Forschung nutzte sie Hormondaten aus Kotproben, die sie umfangreich sammelte und analysierte. Ihre Studien zielten darauf ab, herauszufinden, ob Elefanten ihre Verwandten nach vielen Jahren der Trennung nur durch den Geruch wiedererkennen können.
Der Höhepunkt war die Wiedervereinigung eines Elefantenpaares: Nach Jahren der Trennung umschlangen Mutter und Tochter ihre Rüssel in einer typischen „Greeting Ceremony“, die nur engen Verwandten vorbehalten ist. Dieses Verhalten zeigt, dass selbst im Zoo lebende Generationen ihre sozialen Instinkte bewahren. „Das kennen wir eigentlich auch nur aus der freien Wildbahn. Und das haben diese Zootiere gezeigt. Die haben sich das ja nirgendwo abgucken oder lernen können. Das ist intrinsisch. Es ist einfach da“, berichtet sie. Ein Verhalten, das auch über Zoogenerationen hinweg nicht verschwunden ist.