Der Nicaragua-Kaffee wird 30 – und Fair-Händler Gepa wächst

40 Jahre nach dem Beginn der Friedensmärsche ist die Gepa fest auf dem Markt etabliert.

Wuppertal. An einem symbolträchtigeren Tag kann die Präsentation einer Geschäftsbilanz kaum stattfinden: Im Mai vor 40 Jahren begannen die Friedensmärsche, gestern vor 35 Jahren wurde der Fair-Händler Gepa in Wuppertal gegründet - und vor 30 Jahren ging in der Folge das erste Päckchen Gepa-Nicaragua-Kaffee über den Tisch. Diese politische Nica-Mischung schmeckte damals noch reichlich bitter und wie es immer heißt "nach dem Elend der Welt", brachte es aber zusammen mit den Jute-statt-Plastik-Taschen trotzdem zum Kultobjekt. Tatsächlich, so Gepa-Geschäftsführer Thomas Speck, wurde damals mehr Nicaragua-Kaffee als heute verkauft.

Ein Trend, der aber weder für den Kaffee insgesamt noch für die Gepa-Umsätze gilt. Denn im vergangenen Geschäftsjahr (bis zum 31. März) kauften die Kunden Gepa-Produkte im Wert von 84 Millionen Euro. Auf Großhandelsebene bedeutet das ein Umsatzplus von 1,5 Prozent auf 55,4 Millionen Euro. Angesichts der Krise sowie der Tatsache, dass in manchen Kantinen fairer Kaffee aus Kostengründen wieder verschwunden ist und Fairtrade-Produkte anderer Anbieter verstärkt auch bei Discountern auftauchen, ein zufriedenstellendes Ergebnis, so Speck. Zumal reichlich Wachstumspotenzial vorhanden ist. So könnte die Gepa theoretisch allein an kirchliche Vereinigungen (die Gesellschafter der Gepa sind kirchliche Einrichtungen) jährlich rund 8000 Tonnen Kaffee absetzen. Tatsächlich sind es derzeit aber lediglich knapp 300 Tonnen.

Dabei hängt vom weiteren Wachstum der Gepa ab, wie viele Kleinbauern zum Beispiel in Nicaragua in den Genossenschaften unterkommen können, dort faire Preise erhalten, um dann nachhaltig an der Weiterentwicklung des Landes und der Familien arbeiten zu können.

Dabei ist schon jetzt klar, so Fatima Ismael, Geschäftsführerin der Kaffeegenossenschaft Soppexcca aus Nicaragua: "Nach 30 Jahren Fairer Handel sind wir nicht mehr dieselben." Mittlerweile werde längst Qualitätskaffee produziert, für den Erhalt der Umwelt gearbeitet und man könne großen Exporteuren die Stirn bieten.

Nach dem Treffen in Wuppertaler machten sich gestern eine Gepa-Delegation und Fatima Ismael auf den Weg nach München zum Kirchentag. Dort feiern die Gesellschafter der Gepa 40 Jahre fairen Handel. Und dort gibt es Gepa-Kaffee unter anderem in allen Unterkünften der ehrenamtlichen Helfer, in der VIP-Lounge.