Billig oder preiswert? Rüge für kommunale Auftragsvergabe
Handwerkskonferenz: Vom Konjunkturpaket II bleibt nicht viel bei den Wuppertaler Handwerkern hängen. Die Distanz ist längst nicht überwunden.
Wuppertal. "Willkommen im Zentrum der deutschen Wirtschaft", heißt es auf den Plakaten. Doch der "Wirtschaftsmacht von nebenan", wie sich das Handwerk selbst in der neuesten Image-Kampagne nennt, steht den Vergabeverfahren der Kommunen offenbar relativ machtlos gegenüber.
Da mochte NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben gestern bei der Handwerkskonferenz Bergisches Städtedreieck mit den in NRW zügig und einigermaßen unkompliziert durchgesetzten Vergabeverfahren für die Mittel aus dem Konjunkturpaket II noch so sehr punkten: In Wuppertal gehen nur gut 25 Prozent der zu verteilenden 42 Millionen Euro an heimische Handwerker. In Remscheid und Solingen liegt die Quote hingegen deutlich höher.
Eine von Kreishandwerksmeister Arnd Krüger gelieferte Erklärung aus der besonderen, unrühmlichen Wuppertaler Historie lautete: "Wegen der vergangenen Korruptionsprozesse haben in Wuppertal viele Beteiligte Angst." Und das Rechnungsprüfungsamt verwechsele ständig das preiswerteste Angebot mit dem billigsten.
Oberbürgermeister Peter Jung räumte zudem ein: "Ohne ein Testat des Rechnungsprüfungsamts geht gar nichts". Und diese Ämter seien wegen der stichprobenartigen Überprüfungen des Bundesrechnungsprüfungshofes gehemmt, wie Solingens Kämmerer Ralf Weeke erklärte.
Weitere Besonderheit in Wuppertal: Die Distanz zwischen Handwerk und Kommune scheint so groß zu sein, dass sich unterdurchschnittlich wenige Handwerker an den Vergabeverfahren beteiligen.
Warum also keine gemeinsame bergische Verteilung der kommunalen Aufträge? Die Städte arbeiten daran, wie Jung, Weeke und Remscheids Oberbürgermeisterin Beate Wilding berichten. Ebenso wie an der Installation eines bergischen Gebäudemanagements und eines bergischen Rechtsamtes.
Facettenreich und schwierig fiel die Diskussion um die Schulen und die Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen aus. "Was soll das Abi nach zwölf Jahren", fragte Arnd Krüger und beklagte zudem die mangelnde Ausbildung der Tugenden "Sauberkeit, Ehrlichkeit und Pünktlichkeit". Da war von den besonders engagierten Hauptschul-Lehrern die Rede, deren Schützlinge trotzdem nur selten eine Ausbildungsstelle erhalten. Gerügt wurde die Interesselosigkeit der jungen Menschen. Doch einer derjenigen, der das Feld von unten aufräumt, stößt offenbar auch ausschließlich auf Hürden. Beate Wilding sieht zudem einen Konkurrenzkampf zwischen Industrie und Handwerk auf das Land zukommen, denn die Schülerzahlen sinken.
Wie das Handwerk künftig goldenen Boden behält? Da sahen die Handwerker bei sich selbst wenig Handlungsbedarf. Die Branche steht in der Region für 7000 Firmen, 38.000 Mitarbeiter, 3000 Auszubildende - eben eine Macht.