EDS: Streiken gegen die akute Existenzangst

Bei der Wuppertaler IT-Firma bangen 150 Mitarbeiter um ihre Jobs - gerade in Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise.

Wuppertal. Die Gruppe an der Friedrich- Engels-Allee 20 fällt sofort ins Auge - mit ihren roten Leibchen und Mützen und dem lauten Pfeifkonzert, das sie veranstaltet. Mit einem Streik wollen die Beschäftigten von EDS Wuppertal am Donnerstag auf sich aufmerksam machen. Gerade jetzt, in der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, sind die Arbeitnehmer alarmiert. Sie wollen ihre Jobs erhalten, Tarifverträge aushandeln und so ihre Zukunft und auch die Zukunft ihrer Familien sichern.

Verdi und IG Metall fordern die Beschäftigten nun schon zum vierten Mal zum Streik auf - bisher ohne Ergebnis. Es gibt keine Angebote und keine Verhandlungen für die Mitarbeiter. Diese wollen unter allen Umständen eine Beschäftigungs- und Standortgarantie. Die Angst der 150 Wuppertaler Mitarbeiter, ihren Job zu verlieren und aus der Arbeitslosigkeit nicht mehr rauszufinden, ist hoch. Gegenüber der WZ sprechen sie von Wut und Angst - ihren Namen nennen wollen allerdings die Wenigsten.

Vor allem ältere Arbeitnehmer wirken angesichts der Wirtschaftskrise bedrückt: "Was soll ich machen? Mit über 50 bin ich nach einer Entlassung doch so gut wie in Rente. Da will einen doch niemand mehr einstellen." Viele der Angestellten sind seit mehr als fünf Jahren im Unternehmen. Dass ihre Jobs in Gefahr geraten könnten, hätten die wenigsten erwartet: "Es läuft ja. Die Auftragslage ist okay."

Trotzdem sollen nach dem Willen der Firmenzentrale deutschlandweit 864 Arbeitsplätze gestrichen werden. "Die werden sich noch umsehen, wenn der Service nachlässt, weil weniger Mitarbeiter die gleiche Arbeit erledigen müssen", meint ein Mitarbeiter. Neben Trotz macht auch Existenzangst die Runde: "Das Eigentum, was ich im Wirtschaftsboom mit meiner Familie gekauft werde, werde ich wieder verkaufen müssen, wenn ich den Job verliere. Meine Frau weiß jetzt schon nicht mehr weiter."

Die Geschäftsführung verlangt nach Gewerkschaftsangaben stattdessen Mehrarbeit ohne Lohnausgleich. Eine Zumutung für die Mitarbeiter: "Einen Standortwechsel nehme ich in Kauf, aber noch weniger verdienen, das geht einfach nicht. Sonst kann ich nicht mehr leben."

Als Alternative sehen viele Angestellte nur noch den Jobwechsel: "Wenn es gar nicht anders geht, werde ich trotz der Krise versuchen woanders unterzukommen." So sehen es auch viele der anderen Streikenden und steigen in den Bus, der sie zur nächsten Kundgebung nach Sprockhövel bringt - in der Hoffnung, doch noch den ein oder anderen Job retten zu können.