Krankenkasse: Der Sitz der Barmer ist jetzt in Berlin

In der Organisation der Barmer GEK ist Wuppertal operativer Standort – und soll es auch bleiben.

Wuppertal. Als die Nachricht von der Fusion der Barmer (BEK) mit der Gmünder Ersatzkasse (GEK) zur Barmer GEK die Runde machte, war es sofort abgemachte Sache, dass der Zusammenschluss keine Arbeitsplätze in Wuppertal kostet, der Standort erhalten bleibt und die Hauptverwaltung weiterhin ihren Sitz auf Lichtscheid hat.

Was nicht gerade an die große Glocke gehängt wurde, war jedoch die Tatsache, dass die Barmer GEK mit ihren 8,5Millionen Versicherten als größte deutsche Krankenkasse ihren Unternehmenssitz seitdem in Berlin hat. In der Satzung zur am 1. Januar gegründeten Barmer GEK steht unzweifelhaft der Satz "Der Sitz der Kasse ist Berlin". Ist die Barmer also gar kein Wuppertaler Unternehmen mehr?

Thorsten Jacob von der Unternehmenskommunikation der Barmer GEK drückt es so aus: Juristisch sei Berlin nun einmal der Sitz des Unternehmens. Die Satzung beinhalte jedoch auch eine eindeutige Aussage, wonach sich die Kasse organisatorisch in zwei operative Hauptsitze gliedert - und das sind die Traditionsstandorte Wuppertal und Schwäbisch Gmünd.

Berlin sei Unternehmenssitz, weil die Kasse ihre Lobby-Arbeit nun einmal nahe an der Bundespolitik und den dort vertretenen zahlreichen großen Medien betreibe. Vorstände und Unternehmenskommunikation hätten ihren Sitz aber weiter in Wuppertal - neben zusätzlichen Büros in Berlin.

Jacob räumt jedoch ein, dass die Unternehmensentscheidungen nicht mehr ausschließlich in Wuppertal fallen, sondern außerdem in Berlin sowie in Schwäbisch Gmünd.

Gewerbesteuern gehen der Stadt Wuppertal durch die Fusion und den neuen juristischen Sitz in der Hauptstadt allerdings nicht verloren. Denn als Körperschaft des öffentlichen Rechts zahlt die Barmer GEK ohnehin keine Gewerbesteuer - gleich, wo der Sitz ist.

Über eine Namensänderung beispielsweise in "Berliner" denkt die Kasse offenbar nicht nach. "Wir stehen zu unserer Tradition", sagt Jakob. Die Kasse wurde vor gut 125 Jahren in Barmen als "Kaufmännischer Verein für Handlungsgehilfen in Barmen" gegründet und betreut in Wuppertal 65.000 Versicherte.

Erst vor einigen Monaten hat sich die Barmer GEK mit den AOKen Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland/Hamburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe zur Arbeitsgemeinschaft gkv Informatik zusammengeschlossen und im Riedel-Gewerbepark nach einer mehrere Millionen Euro schweren Investition ein Rechenzentrum in Betrieb genommen.

Gleichwohl: Die Zahl der "heimischen" Unternehmen, die ihre Entscheidungen nicht mehr ausschließlich in Wuppertal treffen, steigt wieder.