Lehman Brothers: Die Anleger reagieren äußerst gereizt
Rechtsanwälte informierten jetzt über die Chancen der Anleger, wieder an ihr Geld zu gelangen.
Wuppertal. 8,58 Millionen Einträge bei Google sind ein beachtliches Ergebnis, aber nicht unbedingt ein positives. Die Zahl erscheint bei der Suchanfrage "Lehman Brothers", ein Name, der sich als Synonym für "Pleite" etabliert hat. Über die Insolvenz der amerikanischen Investmentbank und letzte Hoffnungen für Zertifikat-Inhaber informierten jetzt die Rechtsanwältinnen Uta Deuber und Simone Lütke-Entrup im Hotel Novotel.
Wegen der großen Nachfrage sei dies bereits die neunte Veranstaltung zum Thema, so die Juristinnen der Düsseldorfer Kanzlei MZS. In der Tat, der kleine Konferenzraum war mit etwa 30 Besuchern gut gefüllt, die Stimmung obendrein äußerst gereizt. Von einem ungestörten Vortrag konnte keinesfalls die Rede sein, denn immer wieder hakten die Zuhörer mit bohrenden Fragen nach. Dabei offenbarte sich, dass die Anleger häufig mit bescheidenen Kenntnissen und einem Quantum Blauäugigkeit auf das falsche Pferd gesetzt hatten.
Allein die Frage, was denn eigentlich ein Zertifikat sei, wusste nur ein Besucher hinreichend zu beantworten. Der Begriff täusche Sicherheit vor, sagte die Rechtsanwältin, ergänzte aber: "Sie allein tragen das Insolvenzrisiko."
Stellte sich bei den einen nun Unbehagen ein, so trumpften andere lautstark damit auf, dass dies ja wohl selbstverständlich sei. Geprellt aber sahen sich alle im Saal. Beim einen ging es um 10.000 Euro, andere wollten sich zur Summe gar nicht erst äußern. Allen gemeinsam war das bislang starke Vertrauen in die beratende Bank. Sie habe nicht einmal gewusst, dass der Emittent ihrer Zertifikate Lehman gewesen sei, gab eine Dame zu. Ein Herr ergänzte, er habe von der Abschlussprovision für die Bank erst nach dem Insolvenzantrag im Kleingedruckten gelesen. Derlei Unwissenheit beim Kunden aber, gaben die Rechtsanwältinnen zu bedenken, deute auf schlechte oder falsche Beratung durch die vermittelnden Banken und sei ein entscheidender Faktor, auf dem Rechtsweg doch noch Ansprüche geltend zu machen.
Viele Banken hätten noch kurz vor der Krise zu Lehman-Zertifikaten geraten. Schon seit Anfang 2008 hätten sie allein aus Presseberichten andere Lehren ziehen müssen. Bei der Citibank bestehe gar ein spezieller Angriffspunkt, weil die Gruppe immense Forderungen gegenüber Lehman gehabt hätte und vor einem Interessenkonflikt gestanden sei.