Vorwerk bleibt auf Wachstumskurs

Familienunternehmen investiert in Laaken bis Ende nächsten Jahres annähernd 100 Millionen Euro.

Foto: Andreas Fischer

Noch ist alles Computeranimation. Aber schon in anderthalb Jahren steht in Glas und Beton, wie Vorwerk sich die Zukunft seines Standortes in Laaken vorstellt. Hochmodern, funktional, leistungsfähig. „Das wird die wahrscheinlich einzige Produktionsstätte in der Welt, durch die ein Fluss fließt“, sagte der persönlich haftende Gesellschafter, Reiner Strecker, als er gestern in Düsseldorf die Jahresbilanz des Familienunternehmens vortrug. Sie ist wieder einmal eine Erfolgsgeschichte, wie eigentlich immer schon.

Und die Aussichten sind rosig, auch wegen Wuppertal, auch wegen der nun schon 1000 Frauen und Männer, die sich im Wuppertaler Osten über Produkte der Zukunft Gedanken machen und die das Vorwerkprodukt der Gegenwart herstellen. „Alle 23 Sekunden wird irgendwo auf der Welt ein Thermomix gekauft“, sagte Strecker. Hergestellt werden sie überwiegend in Laaken und in einer weiteren Fabrik in Frankreich. Zwischenzeitlich war die Nachfrage so hoch, dass Wartezeiten von mehreren Wochen drohten.

Die Gefahr ist mittlerweile gebannt. Aber nicht etwa, weil das Interesse nachgelassen hätte. Seit Ende 2014 ist der TM 5 am Markt. Er arbeitet vernetzt, leitet den Nutzer online an und macht jeden Amateur zum Spitzenkoch. Fast 2,6 Millionen Küchen hat der TM 5 in den vergangenen gut zwei Jahren erobert. Das ist bemerkenswert bei einem Preis jenseits der 1000 Euro. Und eben wegen dieses Preises sollen die Kunden nicht lange warten müssen. Mittlerweile landet der Fast-Alleskönner nach vier Tagen beim Endverbraucher. Dafür hat Vorwerk die Kapazität der Produktion in Laaken gesteigert und wird sie in den nächsten anderthalb Jahren weiter optimieren. „Dadurch steigt dort die Zahl der Mitarbeiter noch einmal leicht“, sagte Strecker.

Für die Entwickler von Vorwerk ist das Produkt Thermomix noch nicht ausgereift. Technisch wird es immer wieder Neuerungen geben. Aber in der Hauptsache machen sich die Fachleute Gedanken darüber, wie sie den Nutzen des hochpreisigen Gerätes weiter steigern können. Auch darauf lautet die Antwort: digital. Die Vorwerker denken schon laut vernehmbar darüber nach, dass ein Thermomix nicht nur Rezepte von der internationalen Datenautobahn in jedermanns Küche holen könnte, sondern gleich auch Einkaufszettel dafür generiert und die benötigten Zutaten im Supermarkt der Wahl bestellt.

Das wäre ein praktisches Beispiel für digitale Transformation, mit der sich in Zukunft ein Stiftungslehrstuhl an der Wuppertaler Universität beschäftigen soll. Es ist nicht überraschend, dass das Geld für die Professur aus dem Hause Mittelsten Scheid, also von Vorwerk kommt. „Wir werden ausdrücklich keinen Einfluss darauf nehmen, was dort geforscht wird“, sagte Reiner Strecker. „Aber das Thema ist uns sehr wichtig.“

Das gilt mindestens ebenso für den Vertrieb, mit dem Vorwerk sich weltweit einen Namen gemacht hat. Egal, was aus dem Hause in Wuppertal kommt, es wird direktvermarktet, von insgesamt 637 000 selbstständigen Beratern, die jedes Produkt aus dem Effeff kennen, ehe sie damit in die Haushalte gehen.

Abgesehen vom Thermomix, der nur im Direktvertrieb zu haben ist, spielt der Einzelhandel für Produkte von Vorwerk eine zunehmende Rolle. Die Staubsauger, Fensterputzer und auch die Akku-Werkzeuge der Twercs-Familie sind in Deutschland mittlerweile in 52 Shops erhältlich. Hinzu kommen drei in Österreich und ein Geschäft in Paris. Bis 2019 will Vorwerk seine Shops europaweit auf insgesamt 200 bis 300 ausbauen. Das teilte der ebenfalls persönlich haftende Gesellschaft Frank van Oers am Donnerstag mit. Demnach soll es in Deutschland bis zu 75 Verkaufsstellen geben.