Offen gesagt Wirtschaftliche Entwicklung - Wuppertal tritt auf der Stelle
Meinung · Was ist eigentlich in Wuppertal los? Da nennt der Leiter der Bundesagentur für Arbeit im Zusammenhang mit der neuen Erwerbslosenquote das Kind beim Namen - und nichts regt sich.
Wuppertal hinkt hinterher, es belegt einen der hinteren Plätze im Vergleich der sozialversicherungspflichtigen Stellen und es belegt den bundesweiten Spitzenplatz darin, arbeitslose Leistungsbezieher in Fortbildungsmaßnahmen zu bringen. Das ist die Aufgabe des Jobcenters, versteht sich. Und das ist im Grunde ein sehr guter Wert. Aber gut ist das Ganze dennoch nicht. Weder für die Betroffenen, noch für Wuppertal als Ganzes. Und das Schlimmste: So läuft das schon seit Jahren, nichts, so gut wie nichts hat sich zum Besseren gewendet.
Diese Stadt tritt auf der Stelle, was ihre wirtschaftliche Entwicklung angeht. Umso bemerkenswerter ist, dass Unternehmen wie Aptiv, Aicuris, Knipex und einige andere in der Champions League der Wirtschaft spielen. Aber die einigen sind zu wenige. Und es ist Aufgabe von Stadtverwaltern und Kommunalpolitikern dafür zu sorgen, dass Unternehmer etwas unternehmen können, damit Arbeitsplätze entstehen.
Warum das dringend notwendig ist, liegt auf der Hand. Das Jobcenter Wuppertal verteilt pro Jahr etwa 350 Millionen Euro auf etwa 50 000 Leistungsbezieher. Das sind pro Kopf und Jahr rein rechnerisch 7000 Euro. Wenn nur 1000 dieser Leistungsbezieher ihr Geld am regulären Arbeitsmarkt verdienen könnten, müsste das Jobcenter beziehungsweise die Stadt Wuppertal sieben Millionen Euro weniger für Hartz IV aufwenden. Wenn das kein Anreiz ist, sich um mehr Arbeitsplätze zu bemühen. . .
Aber Wuppertals Macher in Rat und Verwaltung scheint das nicht genügend zu motivieren. Es fehlt an Flächen und wenn nicht an Flächen, dann an Geld, sie zu entwickeln, und wenn das Geld da ist, dann fehlt es an Personal, es auszugeben. Diese Aussagen sind seit Jahren Standard und führen zu dem Stillstand, den Wuppertals Wirtschaftsleben schon zu lange erleidet. Vieles spricht dafür, dass Flächen findbar wären, dass nicht Geld und Personal fehlen, sondern Problembewusstsein. Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Und oft im Leben ist es notwendig, Prioritäten zu setzen. Nicht immer kann der Baum das letzte Wort haben und auch nicht der bedauerlicherweise betroffene Anwohner.
Statt sich mit dieser wirtschafts- und sozialpolitisch misslichen Lage zu beschäftigen, lassen sich die meisten Ratsparteien im Fall der Tanztheater-Intendantin Binder von einer Linken vor sich hertreiben, die im Rathaus unbedingt einen Skalp nehmen will, koste es, was es wolle - und wenn es das Tanzzentrum nebst Compagnie ist. Gleichzeitig blamiert ein vom Rat abberufener und immer noch aus der Stadtkasse bezahlter Dezernent sich und ganz Wuppertal im Internet, in dem er seinen inzwischen zertrümmerten beiden Nierensteinen die Namen zweier ihm verhasster Funktionsträger geben will. Dass ihn dazu immer nur dieselben Beladenen an seinem digitalen Stammtisch beklatschen, ist ein schwacher Trost. Es ist vielmehr bedrückend, was diese Stadt und ihre Bürger zuweilen ertragen müssen.
Dabei hat Wuppertal alle Chancen, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Aber dazu müssen endlich alle Vernunftbegabten in Rat und Verwaltung die Weichen in die richtige Richtung stellen. Sie können das, und sie sind in der Mehrheit.
Den anderen, den Skalpjägern und den Nierensteintäufern, sei von Herzen gute Besserung gewünscht. In jeder Hinsicht.