Unterstützung WSV: Neuer Stadionrasen ohne Heizung – das wäre unsinnig
Serie | Wuppertal · Sportpolitische Sprecher des Wuppertaler Rats und der WSV-Vorstand Thomas Richter diskutieren im „Klartext“-Interview, wie die Stadt Wuppertal den Verein unterstützen kann.
Seit seiner Gründung im Jahr 1954 ist der Wuppertaler SV der Fußballverein mit der größten Strahlkraft in Wuppertal. Die Bundesligazeiten sind allerdings längst vorbei. Zweimal schien der Klub in den vergangenen Jahren sogar komplett vor dem Aus. Nicht viele hatten dem WSV nach der letzten Insolvenz vor zwei Jahren zugetraut, so schnell wieder ans Tor zur dritten Liga klopfen zu können. An diesem Sonntag spielte er als Tabellenzweiter in Essen gegen Spitzenreiter RWE – und auch wenn der Ausgang des Spiels noch nicht über den Aufstieg in dieser Saison entschied, bleibt das Ziel kurz- und mittelfristig Dritte Liga. Ohne Unterstützung von außen geht das nicht, betont WSV-Vorstand Thomas Richter in unserer Klartext-Runde. Zusammen mit dem Vorsitzenden des Sportausschusses Michael Wessel (CDU) und seinem Stellvertreter Ioannis Stergiopoulos (SPD) sprach er im WZ-Studio darüber, wie die Stadt und Politik dem WSV helfen könnten.
Verein ist dabei, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen
Das Verhältnis zwischen Verein und Stadt, darüber waren sich alle einig, hat sich in den vergangenen zwei Jahren wieder verbessert. „Wir waren damals in einer sehr schwierigen Situation, uns war klar, dass wir in Vorleistung treten müssen im Hinblick auf Rückgewinnung von Vertrauen mit seriöser Arbeit, um mittelfristig wieder höhere Ziele anpeilen zu können“, so Richter. Wessel und Stergiopoulos bestätigten, dass auch die Politik diese Bemühungen – sportlich wie strukturell – sehr wohl wahrnehme. „Im Endeffekt geht es darum, eine Marke zu entwickeln und Wuppertal da mitzunehmen“, so Wessel. Dass der WSV in der Dritten Liga mit Gegnern wie 1860 München oder Kaiserslautern und bundesweiter Fernsehpräsenz eine ganz andere Werbekraft auch für Wuppertal besitzen würde, sei dann Sache des Stadtmarketings.
Stadion am Zoo fit für die Zukunft machen
Wo also kann die Stadt – auch vor dem Hintergrund der schwierigen Haushaltslage – helfen? Thomas Richter nannte zwei Punkte für die nahe Zukunft: Unterstützung beim Bestreben, ein vom DFB zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum aufzubauen, was eine Infrastruktur auch auf den Trainingsplätzen erfordert, und Hilfe beim Erfüllen der Kriterien für die Beantragung der Drittligalizenz, was das Stadion am Zoo betrifft. Dazu gehört spätestens nach einem Übergangsjahr eine Rasenheizung. Es gehe auch um technische Voraussetzung wie Glasfaserkabel und Internetanbindung. Richter hob hervor, dass es in beiden Punkten nicht allein um den WSV gehe. Ein funktionsfähiges Stadion als größte Veranstaltungsstätte im Bergischen werde der gesamten Stadt nutzen, und auch ein Nachwuchsleistungszentrum bedeute in puncto Jugendarbeit einen Mehrwert für Wuppertal.
Wessel und Stergiopoulos ist es sehr wichtig, dass sich andere Vereine nicht benachteiligt fühlen. Sie sehen aber ebenfalls die Notwendigkeit, das Stadion, das 2024 seinen 100. Geburtstag feiert, funktionstüchtig zu erhalten. „Wir können aber nur unseren politischen Willen bekunden. Wo das Geld herkommt, muss man dann sehen“, so Wessel. Das müsse schnell konkret werden, nach einer Erneuerung der Toiletten in diesem Jahr ist für 2023 eine grundlegende Rasenerneuerung mit Kosten von rund 500.000 Euro eingeplant. Eine Rasenheizung mit ähnlichen Investitionskosten steht bisher nur auf der Wunschliste. „Wer würde es verstehen, wenn man den Rasen aufreißt und so viel Geld investiert und dann zwei, drei Jahre später vielleicht sagt, wir reißen ihn für eine Rasenheizung wieder auf“, sagte Thomas Richter und fand damit die Zustimmung seiner Gesprächspartner. Wegen fehlender Rasenheizung in der Dritten Liga, ein Ausweichstadion etwa in Düsseldorf, Leverkusen oder Duisburg zu finden, sei für den Verein nicht erstrebenswert. Das Beispiel KFC Uerdingen, der über Düsseldorf und Duisburg nach Lotte pilgerte, nach dem Abstieg aktuell in Velbert spielt, sei ein abschreckendes.
Natürlich habe man vor zwei Jahren noch nicht absehen können, dass man beim WSV so schnell wieder in die Situation kommen würde, konkret über die Dritte Liga nachzudenken. Andererseits machte Richter auch klar: „Wenn wir es in den kommenden Jahren nicht schaffen, fürchte ich, es könnte dem WSV ebenso gehen wie Union Solingen oder Remscheid. Lange Jahre wurde dort Zweitligafußball gespielt, inzwischen sind die beiden bergischen Nachbarstädte mit ihren Klubs in der fußballerischen Bedeutungslosigkeit versunken.“ Dass eine Stadt wie Wuppertal mit mehr als 360.000 Einwohnern auch einen höherklassigen Fußballverein haben sollte, darüber herrscht große Einigkeit.
Beim Thema Rasenheizung verwies Ioannis Stergiopoulos noch darauf, dass viele Sportvereine in Wuppertal sich finanziell an der Umrüstung ihrer Plätze auf Kunstrasen beteiligt hätten. Könnte das nicht auch für den WSV eine Brücke sein? „Ich bin ein großer Freund davon, über konstruktive Lösungen zu sprechen“, antwortete Thomas Richter, betonte aber, dass Sponsoren – allen voran Friedhelm Runge – schon viel für den Verein tun würden und es sich beim Stadion ja letztlich auch um ein Aushängeschild für die Stadt handele. Mit einer Rasenheizung könne man künftig vielleicht auch wieder Gastgeber für DFB-Auswahlspiele sein.