Drogenopfer 25. Gedenktag für Tote durch Drogengebrauch an den Wuppertaler City-Arkaden
Elberfeld · Anlässlich des Gedenktages wurde neben Gesprächsangeboten und Aufklärung auch ein Gottesdienst abgehalten. Circa 50 Menschen haben den Menschen gedacht.
Am Donnerstag jährte sich der internationale Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige zum 25. Mal. In Wuppertal versammelten sich die Elterninitiative für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik Wuppertal sowie verschiedene Einrichtungen und Gruppen auf dem Platz vor den City-Arkaden. Von 10 bis 15 Uhr standen Engagierte, unter anderem von der Aidshilfe, vom Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe e.V., von der Beratungsstelle für Drogenprobleme und der Fachstelle für Suchtvorbeugung bereit, um zu informieren und mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Anwesende klärten an verschiedenen Ständen über die Eigenschaften und Gefahren diverser Drogen auf, gaben sterile Hilfsmittel zur Drogenaufnahme heraus und erklärten, was Drogenkonsum und eine HIV-Infektion miteinander zu tun haben.
„Wir finden, dass sich die Drogenpolitik ändern muss“, sagt Jürgen Heimchen. Er und Heidrun Behle leiten die Elterninitiative. Sie standen vor einem großen Banner, das an die 34 000 Menschen erinnert, die in den vergangenen 25 Jahren im Zusammenhang mit Drogen einen „vermeidbaren Tod“ gestorben sind. Heimchen und die anderen Eltern sind der Überzeugung, dass der Tod ihrer Kinder vermeidbar war, da sie „Opfer einer repressiven Drogenpolitik“ wurden. Heimchen verlor seinen Sohn Thorsten im Jahr 1992. Seitdem setzt er sich für die akzeptierende Drogenarbeit ein. Das bedeutet, dass nicht primär die Entwöhnung der Süchtigen im Vordergrund steht, sondern die Akzeptanz und die darauffolgende Verbesserung der Lebenssituation von Drogenkonsumenten.
Um 11 Uhr fand auf dem Platz vor den City-Arkaden ein Gedenkgottesdienst unter der Leitung von Pfarrer Herbert Scholl statt. Er ist als Seelsorger beim Erzbistum Köln angestellt und begleitet seit 2006 den Gedenktag mit einem Gottesdienst. „Ich finde es wichtig, dass der Gottesdienst als ein Element des Gedenkens den Menschen, die ein religiöses Interesse haben, Trost und Zuspruch spendet“, so Scholl. Auf dem Boden hatte die Elterninitiative ein Kreuz aus weißen Rosen gelegt.
50 Menschen gedachten
der Verstorbenen
Bürgermeister Heiner Fragemann (SPD) nahm am Gedenkgottesdienst teil. „Ich bin sehr dankbar für den langjährigen Einsatz der Elterninitiative“, sagt Fragemann. Er ergänzt: „Es geht letztlich um Anerkennung abhängiger Menschen, und zwar nicht als Außenseiter, sondern als Teil unserer Gesellschaft.“ Etwa 50 Menschen versammelten sich auf dem Platz, um gemeinsam um die verstorbenen Drogenabhängigen zu trauern. Unter ihnen waren befreundete Angehörige von Konsumenten, ehemalige und aktuelle Drogenabhängige sowie Familienmitglieder.
Neziha Käles war zufällig auf die Gedenkfeier gestoßen. „Ich bin sehr traurig, weil sehr viele Menschen nicht mehr da sind“, erzählt Käles. Sie selbst war auch abhängig, suchte sich aber selbstständig Hilfe und schaffte es durch ein Methadonprogramm, clean zu werden. „Viele, die ich kannte, sind gestorben“, berichtet sie. Auch Nils Müller hatte, wie andere Anwesende, einst illegale Substanzen konsumiert. Er ist sehr froh, Hilfe beim Café Cosa gefunden zu haben. „Ich finde es gut, dass wir in Wuppertal sehr offen mit dem Thema umgehen“, sagt Müller. „Aber wir könnten als Gesellschaft noch offener miteinander sein“, ergänzt er.
Tina Ioannou ist Mutter und verlor ihren drogennehmenden Sohn vor einigen Jahren. Der Gedenkgottesdienst berührte sie sichtlich. „Jede Geschichte, die ich gehört habe, ist traurig und endet meistens mit dem Tod“, sagt Ioannou. Ihrem Sohn könne sie nicht mehr helfen, aber die Gemeinschaft mit anderen Eltern gebe ihr Geborgenheit und Trost. Und so war vor den City-Arkaden auch Hoffnung zu spüren.