NRW-Förderung Wuppertal erhält 35,3 Millionen Euro für Wiederaufbau nach Flut
Wuppertal · Um die Schäden nach der Hochwasserkatastrophe zu beseitigen, hat das Land NRW der Stadt Wuppertal jetzt 35,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Wie das Geld eingesetzt werden soll.
Um die Schäden nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 zu beseitigen, hat das Land NRW der Stadt Wuppertal nun 35,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Staatssekretär Daniel Sieveke vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung übergab den Förderbescheid am gestrigen Mittwoch im Opernhaus an Oberbürgermeister Uwe Schneidewind.
Die Förderung ist Teil des Wiederaufbauplans für Infrastruktur in Kommunen, mit dem die Stadt 42 Maßnahmen umsetzen wird. Dazu gehören unter anderem die Instandsetzung des Gerüstes der Schwebebahn für 2,2 Millionen Euro sowie des Schwebebahnhofs Kluse (1,6 Millionen Euro), von Wupperbrücken wie der Heckinghauser Zollbrücke, von Wegen, etwa im Nordpark und auf dem Nützenberg, und abgesackten Fahrbahndecken, unter anderem in Beyenburg sowie am Mastweg. Mit 11,6 Millionen Euro bildet die Sanierung der Gesamtschule Barmen samt Sporthalle eine der umfangreichsten Investitionen, die neben Gebäuden, Technik und Aufzuganlage auch Teile des Inventars einschließt. Schneidewind bezeichnete den Förderbescheid als „Meilenstein“, der zudem zeige, dass eine Stadt, „die nicht auf Rosen gebettet ist“, die Solidarität seitens des Landes und des Bundes spüre.
Orchesterpodium kann wieder maschinell gefahren werden
Den größten Anteil hat mit 11,8 Millionen Euro das Opernhaus. Zwei Millionen Liter Wasser liefen damals in die Untermaschinerie und verursachten schwere Schäden. Sie zerstörten große Teile der Bühnentechnik, darunter den fahrbaren Orchesterboden, aber auch Instrumente. Ralf Reuter vom Gebäudemanagement, der bereits die komplette Sanierung der Oper von 2006 bis 2008 begleitete, erinnerte sich daran, wie sehr ihm der Anblick der Schäden wehgetan habe: „Sie stehen fassungslos davor und fragen sich: Was machen wir jetzt damit?“
Erstes Ziel sei es seinerzeit gewesen, die sicherheitstechnischen Einrichtungen wieder in Gang zu setzen, darunter den Eisernen Vorhang, die raumlufttechnischen Anlagen sowie die Brandmeldeanlage. Doch bis jetzt ist nur ein eingeschränkter Betrieb möglich. Uwe Schneidewind hob hervor, dass es den Mitarbeitern und dem Ensemble des Hauses dennoch gelungen sei, „die Folgen in Grenzen zu halten und eine gewaltige Flexibilität in der künstlerischen Gestaltung zu zeigen“.
Jedoch, ergänzte Ralf Reuter, pausiere die Spielzeit normalerweise sechs Wochen, für dieses Jahr wurde sie auf 13 Wochen verlängert. Bei einem Rundgang durch die Räume hinter und unterhalb der Bühne zeigte sich die Größe der Arbeitsgrundlagen. „Wenn das Tanztheater hier ist, brauchen wir die Vorfläche und müssen das abgesenkte Orchesterpodium in eine ebene Fläche versetzen“, erklärte Reuter. „Dazu wurden Stellagen gebaut und temporär mit dem Boden fest verankert, um das Podium zu halten. Da wir aber Oper, Theater und Tanz im Wechsel haben, musste dies nach der Aufführung immer wieder händisch abgebaut werden, was jeweils vier Stunden in Anspruch nahm.“
Die Arbeiten am Bühnenboden sind fertig, die alte Maschinerie sowie die Podien wurden entfernt und ersetzt, eine neue Antriebstechnik wird sukzessive installiert. Im September wird eine umlaufende Spundwand eingezogen, um die Technik vor erneuten Wassereinbrüchen zu schützen. Wie Reuter erklärt, sollen künftig zudem die akustische Anlage erneuert und die Handkonterzüge, an denen Bühnenprospekte und Dekorationselemente befestigt sind, aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen maschinell betrieben werden. Mit der neuen Technik seien künftig auch szenische Fahrten möglich, „so dass zum Beispiel Orpheus aus der Unterwelt nach oben getragen werden kann. Der Kunst sind technisch gesehen keine Grenzen mehr gesetzt.“
Allerdings betonte Reuter, werde zunächst nur der Orchestergraben fahrbar sein, „die Podien noch nicht, da hier für manche Materialien die Lieferzeit 14 Monate beträgt“. Es sei daher erst im nächsten Jahr möglich, diese in Aufführungen einzusetzen.
Von den Hochwasserschäden waren nach Information von Staatssekretär Daniel Sieveke im Juli 2021 nahezu 180 Kommunen in NRW betroffen; aktuell seien 3,5 Milliarden Euro im Land für Förderanträge zur Verfügung gestellt worden.