Wuppertal forscht Lasst die Kohle in der Erde
Wuppertal · Experten vom Wuppertal Institut über die Ergebnisse der Klimakonferenz in Katowice.
Die 24. Konferenz der Vertragsparteien zur Klimarahmenkonvention (Conference of the Parties, kurz COP24) im Dezember 2018 in Katowice hat geliefert, was sie sich vorgenommen hatte: Ein global abgestimmtes Regelwerk zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. Trotzdem ist außer dem polnischen Außenminister, Gastgeber und Leiter der Konferenz, niemand wirklich zu Freudensprüngen zumute. Denn, das was man sich wirklich erhofft hatte, nämlich dass die Staaten ihre Geschwindigkeit beim Klimaschutz massiv erhöhen, ist – leider – nicht eingetreten.
Und das, obwohl die Konferenz stark vom jüngsten Bericht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Ingovernmental Panel on Climate Change (IPCC) geprägt wurde, der mehr als überdeutlich klar macht: Es ist „fünf nach Zwölf“ beim Klimaschutz. Die Schäden werden noch schlimmer sein als bisher schon bekannt war und das Handeln muss noch breiter, noch konsequenter und vor allem wesentlich schneller erfolgen.
Als erstes, das machen die Forscherinnen und Forscher deutlich, heißt das: lasst die Kohle da wo sie ist, in der Erde. Wenn wir sie weiter verbrennen, verheizen wir sprichwörtlich die Zukunft unseres Planeten. Wir müssen also einen Weg finden den sukzessiven Ausstieg aus der Kohleverstromung zu gestalten und zwar sozialverträglich, nur dann wird dies eine Blaupause für andere Länder sein können.
Als zweites: Wir müssen massive, technische und strukturelle Änderungen vornehmen und die Energieeffizienz in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen steigern.
Wir sehen am Beispiel von Deutschland aber auch warum sich die Staaten so schwer tun, ihre eigenen Beschlüsse von Paris umzusetzen. Kohleausstieg bedeutet für viele Regionen einen Strukturwandel -– und die Kohleregionen sind nur der Anfang. Auch in der Automobilindustrie stehen die Zeichen auf Veränderung. Im Bereich der in Nordrhein-Westfalen wichtigen energieintensiven Grundstoffindustrien wie Stahl, Chemie, Aluminium, Zement etc. müssen vielfach komplett neue Technologien, Infrastrukturen und andere, noch viel stärker auf Recycling und Kreislaufwirtschaft ausgerichtete, Wertschöpfungsketten entwickelt und etabliert werden. Das alles sind große Herausforderungen, die mit großen Strukturveränderungen einher gehen werden. Und, wer Strukturwandel kennt, weiß, wie schwierig und hart er für die Betroffenen sein kann. Aber, wer Strukturwandel kennt, weiß auch: nichts ist schlimmer als ein Strukturwandel, der zu lange verschoben und ignoriert wurde, denn das führt zu Strukturbrüchen. Dies haben viele innerhalb der Wirtschaft wie auch innerhalb der Bevölkerung bereits erkannt. Jetzt es ist wichtig, dass auch die deutsche Politik Klimaschutz nicht nur als Aufgabe, sondern vor allem als wirtschaftliche Chance wahrnimmt. Nur mit einem aktiven und schnellen Umbau unserer Industrien können wir die technologischen und wirtschaftlichen Vorsprünge wahren, von denen wir leben und gleichzeitig auch beim Klimaschutz wieder – ökonomisch erfolgreicher – Vorreiter werden. Und als solcher wird Deutschland international dringend gebraucht. Denn wenn die Staaten nur das liefern, was sie (bisher erst) versprochen haben, steuern wir auf eine globale Klimaerwärmung nicht von 1,5 Grad Celsius, sondern von 3 Grad Celsius oder mehr zu – und das wäre dann wirklich die Heißzeit, die dieses Jahr schon in aller Munde war.