„Wuppertal ist als Filmkulisse ein toller Ort“

Die Kanadierin Carla B. Gutmann über ihren Kurzfilm „The Double Woman“.

Foto: privat

Wuppertal. Ein Mädchen auf dem Schulhof — neben ihr ein älterer Mann. Sie wirkt eingeschüchtert und verängstigt — sie ist ein Missbrauchsopfer. Plötzlich endet die Rückblende, eine junge Frau befindet sich in einem Tanzsaal.

Mit hektischen, fast hysterischen, Bewegungen verleiht sie dem gequälten Inneren Ausdruck. Der Kurzfilm „The Double Woman“ von Carla B. Guttmann (43), einer jungen Regisseurin aus Montreal, wurde vor neun Jahren gedreht und erhielt lobpreisende Kritiken. Die Kulissen sind industrielle Gelände des Zollvereins Essen und Wuppertaler Schauplätze. Mittlerweile verkauft iTunes den Film in über 82 Ländern. Im Gespräch mit der WZ erzählt Guttmann von dem Dreh und ihrer Verbindung zur Wuppertal.

Frau Guttmann, Sie stammen aus Montreal in Kanada. Wie kamen Sie dazu, in Deutschland, genauer gesagt in Essen und Wuppertal ihren Premierenfilm zu drehen?

Carla B. Guttmann: Meine Mutter kommt aus Wuppertal. Sie hat meinen Vater in den USA kennengelernt. Aus beruflichen Gründen sind sie nach Kanada ausgewandert. Ich habe aber viel Verwandtschaft in Wuppertal, die ich als Kind oft besucht habe. Mit 17 Jahren habe ich sogar ein Austauschjahr im Tal verbracht und das Gymnasium am Kothen besucht. Wuppertal hat sich als Schauplatz daher angeboten, wir haben zum Beispiel auf dem Schulhof der Grundschule am Nützenberg, am Marper Schulweg und am Unterbarmer Bahnhof gedreht.

Wie kam Ihnen die Idee zu dem Film? Was bedeutet Tanz für Sie persönlich?

Guttmann: Ich selbst habe eine Zeit lang Ballett gemacht und schnell Gefallen daran gefunden. Unser Körper ist wie ein Speicher für all unsere Erinnerungen und eng verbunden mit unserem Geist. Daher kam ich auf die Idee einen Film zu machen, der die Beziehung zwischen unserem Unterbewusstsein, unserem Körper und der Bewegung darstellt.

Der Tanzstil im Film erinnert an Pina Bausch, war das beabsichtigt?

Guttmann: Das war mir tatsächlich gar nicht so bewusst. Die Parallele zu Bausch entstand sicherlich durch die von ihr gegründete Folkwang-Universität. Ich habe gemeinsam mit der Tänzerin Maria Lucia Agon Ramirez in der Hauptrolle die Tanzchoreografie für den Film entwickelt — sie besuchte die Folkwang.

Könnten Sie sich vorstellen, Wuppertal noch mal als Filmkulisse zu nutzen?

Guttmann: Natürlich! Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, habe ich in Wuppertal extrem glückliche Zeiten gehabt. Wuppertal ist auch als Filmkulisse ein toller Ort. Heute habe ich nur nicht mehr so viel kreative Freiheit wie damals, um den Drehort und alles andere selbst zu bestimmen.