Nachhaltigkeit und Einzelhandel
Wuppertal · Im Juli endet für Diana Lantzen das Kapitel und damit fürs Erste auch das Konzept in Wuppertal.
Das Konzept der Unverpackt-Läden ist eigentlich simpel: Die Ladeninhaber kaufen Waren – in Bioqualität, nachhaltig, soweit wie möglich regional und von ausgewählten Herstellern – in Groß- und Mehrweggebinden, füllen diese dann in sogenannte Schütten und ermöglichen den Kundinnen und Kunden damit einen unverpackten Einkauf. Alle können genau die Menge kaufen, die sie jeweils brauchen und füllen entsprechend viel in mitgebrachte Gefäße ab.
Diana Lantzen hat ihren Unverpackt-Laden „Ohne Wenn & Aber“ im November 2019 Am Brögel eröffnet. Der Zulauf war gerade in der Anfangszeit groß. Seither ist viel passiert, einerseits gab es in den letzten Jahren einige Krisen, die einen jungen Laden auch entsprechend getroffen haben; die Corona-Pandemie, steigende Energiekosten durch den Angriffskrieg Russlands, aber auch vermeintliche Kleinigkeiten wie neue Vorschriften oder andere bürokratische Hürden, die zusätzliche Arbeit und vor allen Dingen auch Geld beanspruchen. Andererseits kam – auch im Laden – immer mal wieder etwas dazu, manches fiel auch wieder weg oder wurde reduziert. Mittlerweile hat sich Diana Lantzen auch ein Catering-Angebot aufgebaut und bietet Unternehmen Nachhaltigkeitsberatung an. Quasi „nebenbei“ ist sie Vorsitzende im Verband der Unverpackt-Läden in Deutschland, und wurde auch jüngst im Amt bestätigt. Dort nutzt sie ihre Fähigkeiten zum Netzwerken auch in dieser Hinsicht.
Finanzielle und persönliche Belastungen fordern ihren Tribut
Doch all diese vielfältigen Aufgaben, Baustellen und langen Arbeitszeiten fordern ihren Tribut. Deshalb soll „Ohne Wenn & Aber“, zumindest in seiner jetzigen Form, zum 15. Juli 2025 schließen. „Ich habe den Mietvertrag zum 31. Juli gekündigt“, erzählt sie. Viele ihrer Kunden – oft ohnehin Stammkunden – wissen aus dem direkten Gespräch mit der Ladeninhaberin bereits Bescheid .
Tatsächlich macht es sich auch schon im Laden bemerkbar; nicht mehr alle Schütten sind prall gefüllt. „Große Gebinde kosten entsprechend Geld, das ich zum Teil nicht einfach vorstrecken kann“, meint Lantzen. Würden jetzt aber genügend Leute vorbeikommen und entsprechende Gutscheine kaufen, etwa für Olivenöl, könnte sie eine entsprechende Bestellung aufgeben und an die Leute ausgeben, die die Ware vorfinanziert haben.
Ihre Überlegungen gehen auch hin zu einer Verbrauchergemeinschaft, „bei der Mitglieder genossenschaftlich wirtschaften und so nachhaltig produzierte und verarbeitete Lebensmittel erhalten, während sie gleichzeitig gemeinsam wichtige regionale Agrarinfrastrukturen und weltweite Direkterzeugerbeziehungen aufrechterhalten“, wie sie erklärt.
Bezüglich dessen hat Diana Lantzen auch schon Kontakt mit einem Start-Up aus Baden-Württemberg aufgenommen. Myzelium begleitet, fördert und vernetzt Menschen für solche gemeinschaftsbasierten Visionen. Wie es insgesamt weitergeht, werde sich also noch zeigen.
Weitere Ideen von ihr: Obstkisten für Schulen und Kitas mit regional und nachhaltig hergestellten Früchten. „Ich finde es wichtig, dass die Kinder mit gesundem Essen versorgt werden“.In eine ähnliche Richtung ginge es auch mit Müslibars für Schulen und verschiedenen Nahrungsmittel in Mehrweggläsern in Automaten an der Uni.
Schlussendlich bliebe zu sagen: „Bei Unverpackt-Läden geht es nicht nur darum, Verpackung einzusparen. Es geht um das Gesamtkonzept, um den Nutzen in verschiedenen Sektoren, um gesünderen Konsum und Gemeinwohl“, erklärt Diana Lantzen. Deshalb sei es schwierig, wenn diese Geschäfte von Seiten des Staates genauso behandelt würden wie große Lebensmittel-Ketten. Auch an vielen anderen Stellen, etwa Werbung, würden viele Hürden in den Weg gelegt, die für Unverpackt-Läden und ihre Idee kaum zu bewältigen seien, bemängelt sie.