Ada Wuppertal: Was, wenn das ganze Haus eine Kulturstätte werden würde
Wuppertal · Fünf Jahre Insel Verein im Ada oben – Vorstellung im Kulturausschuss.
Ein wenig sind sie schon stolz auf das, was sie in fünf Jahren geschaffen haben. Trotz Pandemie und Mittelknappheit, mit viel ehrenamtlichem Einsatz, Schritt für Schritt, und einer aufkommenden Vision. Die Torsten Krug und Zara Gayk nun auch mit den Besuchern teilen wollen, die an diesem Spätnachmittag zu ihnen gekommen sind. In die Räume des Insel-Vereins, oben im Ada. Nicht zu verwechseln mit dem Ada Café unten. Obwohl auch diese Unterscheidung nicht mehr ganz so streng gehandhabt werden müsste, wenn ihre Vision von der Gesamtkulturstätte an der Wiesenstraße 6 Wirklichkeit werden würde. Davon und von ihrer Arbeit erzählen Gayk und Krug ihren Besuchern, den Mitgliedern des Kulturausschusses.
Das Ada ist ein neuer Ort, der 2019 eine Art Neustart erfuhr, und es ist ein alter Ort, das Wohnzimmer von Pina Bausch und ihrer Compagnie war, Geburtsstätte des Jazzmeetings ist. 2019 schlossen sich Kulturschaffende zum Insel-Verein zusammen, von Anfang an in engem Kontakt mit dem freien Netzwerk Kultur. Der Mare-Verein, der die obere Etage an der Wiesenstraße bespielt hatte, war bankrott, Leben und Spielstätte eingeschlafen. Mit einem Probewohnen ging es los, erzählt Insel Vereinsvorsitzender Krug, man suchte Strukturen, holte die Freie Szene, namentlich die Tänzerinnen und Tänzer, wollte anmieten. Die Pandemie kam dazwischen, die Stadt unterstützte, der Eigentümer kam mit der Miete entgegen, die Arbeit wurde digital vorangebracht. Alles ehrenamtlich, damals wie heute.
Man packte an: Die Räume mit der großen Bühne und der Bar wurden entrümpelt, renoviert, die Elektrotechnik erneuert. 100 000 Euro kamen über das Programm Neue Wege Kultur des Kultusministeriums NRW herein, wurden in Sanierung und Bespielung gesteckt. Allein die Barrierefreiheit blieb bislang etwas auf der Strecke: Die sanitären Anlagen wurden auf Stand gebracht, der Aufzug blieb stecken: Der Hausbesitzer musste erst über die Zukunft des Gebäudes entscheiden. „Nun haben wir einen Mietvertrag bis 2030, das gibt Sicherheit. Wir können den Aufzug einbauen“, freut sich Krug.
„Brötz 80“ als absoluter
Höhepunkt von Torsten Krug
Fünf Jahre bedeutet auch eine erkleckliche Zahl Veranstaltungen – trotz Corona. Krug nannte als absoluten Höhepunkt „Brötz 80“ im März 2021 zum Geburtstag des großen Jazzers, Saxophonisten, Klarinettisten und Wuppertalers. Er selbst wirkte mit, das Publikum kam von überall her, schaute sich weltweit den Stream an. 2022 folgte das erste Jahr mit einem kompletten Programm. „Dafür gab es 2023 den Spielstättenpreis Applaus.“ Erstmals, wenn es nach dem Verein geht.
Von Anfang wichtig waren auch die Kooperationen, die die zweite Vereinsvorsitzende Zara Gayk aufzählt: mit Tanz Station Barmer Bahnhof, Tanzfilm-Verein Tanzrauschen, Folkwang Universität und Gedok, mit der Begegnungsstätte Alte Synagoge und dem Literaturhaus Wuppertal, mit der Oper Wuppertal (Format „Songs und Arien“) und der WDR Big Band, die in diesem Jahr mit der WDR Jazzpreisträgerin Station machte, vor allem aber mit Tango-Formaten. Ein Thema, das Gayk besonders am Herzen liegt, das ausgebaut wird. Mit Festivals und Angeboten im Neo Tango-Bereich.
Eine Erfolgsgeschichte finden Krug und die Politiker. Im Jahr werden eine Viertel Million Euro umgesetzt, jeder investierte Euro bringe ein Vielfaches an Ertrag. Das Eigenengagement sei groß, immer wieder kämen neue Aktionen und Angebote hinzu. Eine gerade überstandene Betriebsprüfung wurde mit einem ausschließlichen Lob abgeschlossen, „wir machen es also richtig“, strahlt Krug. Bleibt noch die Vision, die den Ort als Ganzes in den Blick nimmt.
Der Pächter des Cafés Ada sei erkrankt, ein neuer werde gesucht. Ein guter Zeitpunkt, um näher zu rücken, ihn einzubinden in einen Gesamtkulturort. „Dafür brauchen wir Unterstützung, gern auch Ideen aller Art“, wirbt Krug. Visionen müssen keine Visionen bleiben.