The Kasper Collusion Unvorhersehbare Songs von hoher Qualität beim Jazzmeeting Wuppertal
Wuppertal · Eine eigenwillige Rock-Jazz-Fusion.
Songwriting trifft auf freie Improvisation: The Kasper Collusion bot am Sonntag beim Jazzmeeting Wuppertal eine eigenwillige Rock-Jazz-Fusion. Dass der Kölner Gitarrist und seine Band den oberen Ausstellungspavillon des Skulpturenparks bespielten, passte nur zu gut. Bevor die Besucher die Sitzreihen füllten, konnten sie sich die Installationen der Künstlerin Berta Fischer näher anschauen. Die transparenten Arbeiten, die wie Wolken von der Decke hängen, lassen das Unvorhersehbare und Chaotische jenseits der Schwerkraft ahnen.
Unvorhersehbar entwickelten sich auch Kaspers Songs. Kaum hatte er die ersten Zeilen lässig hingeworfen, schalteten sich Achim Tang (Kontrabass) und Kurt Fuhrmann (Schlagzeug) mit langen Zwischenspielen ein. Mit brachialen Gitarrenriffs zerrte der Bandleader selbst an der gewohnten Ordnung von Strophe und Refrain. Ähnlich ruppig traktierte Geiger Radek Stawarz sein Instrument. Der Gastmusiker hatte schon in früheren Formationen mit Kasper zusammengearbeitet und ergänzte erstmals dessen Trio.
Aus der vermeintlich chaotischen Mischung entstand ein stimmiges Mosaik. Kasper wollte nicht mit vereinten Kräften Liedstrukturen kaputtspielen. Er brachte à la Frank Zappa die Bandkollegen mit kurzen Einwürfen seiner E-Gitarre auf Linie. Und die musikalischen Freiheiten, die er ihnen ließ, lenkten kein bisschen ab vom Inhalt der Songs. In „Sure“ wunderte sich der Sänger über die Selbstsicherheit, die ihm aus Kommentaren in den Sozialen Medien entgegenspringt. „Cabin In The Woods“ spielte den Rückzug in die Natur durch, und die fragmentarische Begleitmusik stellte diesen Eskapismus in Frage. Als Kommentar zur amerikanischen Präsidentschaftswahl ließ sich ein Stück deuten, das Samples und Schlagworte („turning point“) collagierte. So wie sich andere Horrorfilme anguckten, erklärte Kasper, habe er sich die US-Wahlkampfberichterstattung der vergangenen Jahre reingezogen.
Den gruseligen Zustand der Welt spiegelte die Kasper Collusion nicht bloß wider, die kunstvoll arrangierte Unordnung der Musik schloss Schönheit ein. Da herrschte bei allen Beteiligten das „geheime Einverständnis“, das die Band in ihrem Namen trägt. Tangs Bassläufe hatten sanglich-melodische Qualitäten, Fuhrmann integrierte sanfte Glockenspielklänge in seine Perkussionsattacken. Das Zusammenspiel von Kasper und Stawarz produzierte mehr als „Noise“, beide verstanden sich ebenso auf melodische Feinheiten.
Das Publikum spendete reichlich Applaus
Franz Kaspers hakenschlagende Songs fordern Aufmerksamkeit. Das Publikum im Ausstellungspavillon ließ sich darauf ein und spendete reichlich Applaus – besonders für die Soli, mit denen die Musiker ihre individuelle Klasse bewiesen. Veranstalter Tillmann Braune freute sich über den bereits vierten ausverkauften Festivaltag.
Das Jazzmeeting dauert bis 9. November. Es wird vom Verein Open Sky und dem Kölner Festival Multiphonics ausgerichtet. Am heutigen Dienstag gibt es ein Doppelkonzert im Pina Bausch Zentrum: Um 19.30 Uhr macht das Duo Angelika Niescier und Marta Warelis den Anfang, das Trio von Saxophonist Hans Peter Hiby vertritt die Wuppertaler Szene. Am Mittwoch trifft ebendort die Klarinettistin Fie Schouten auf die Formation von Alexander Hawkins und Marco Colonna. Am 7.11. folgt die „Piano Night“ mit Hans Lüdemann (Piano Faust), am 8.11. spielen das Richard Koch Quartett und die „Open Sky Hip Fellows“ im Forum Knipex. Das Abschlusskonzert in der Insel a bestreiten der Gewinner des Nachwuchswettbewerbs „Wild Card“ und die Bigband Flat Earth Society.