Ungewöhnlicher Akt Die Wuppertaler Ballonfrau verändert ihr Aussehen
Wuppertal · Die Fassadenkunstwerk an der Kasinostraße erhält ein neues Gesicht. Tänzerin Julie Shanahan erteilte nun ihre Zusage.
Das Fassadengemälde unter dem Titel „Masurca Fogo“, das seit September an der Kasinostraße an einer Hauswand prangt, erhält derzeit ein neues Gesicht. Es zeigt eine Tänzerin in einem Ballonkleid aus dem gleichnamigen Tanzstück der Wuppertaler Choreografin Pina Bausch. Das Motiv wurde von der portugiesischen Künstlerin Tamara Alves gestaltet. Als Teil der Pina Bausch Gallery namens „Wuppertal tanzt“, die vom Verein „WupperOne Urban Art“ initiiert wurde, konnte es auf dem Parkplatz des Bürohochhauses Teijin verwirklicht werden.
Julie Shanahan prägte
den Charakter der Rolle
Dass es nun so plötzlich in seiner Gestaltung verändert wird, wofür Alves in diesen Tagen nach Wuppertal zurückgekehrt ist, hat einen besonderen Grund: „Das Bild ist weder falsch noch fehlerhaft“, betont Projektleiterin Valentina Manojlov. Ursprünglich habe die Künstlerin geplant, die Tänzerin Julie Shanahan, die den Charakter der Ballonfrau „nahezu ikonisch geprägt“ habe, an die Fassade der Kasinostraße 27 zu verewigen. „Dafür hätten wir allerdings das Einverständnis von Julie Shanahan gebraucht. Leider haben wir trotz mehrmaliger Nachfragen keine Rückmeldung von ihr erhalten.“
Daher sei der Verein davon ausgegangen, „dass sie nicht riesengroß an eine Fassade gemalt werden will“. So musste ein Plan B her – „und Tamara Alves hat ihrem Charakter ein Fantasiegesicht gegeben“. Kurz gesagt: Das als Mural bezeichnete Wandgemälde war fertig – „und die Künstlerin weg“.
Kurze Zeit später sei doch noch eine Nachricht eingegangen: „Wir haben eine E-Mail von Julie Shanahan bekommen – samt der Mitteilung, dass sie unsere Anfrage gar nicht oder besser gesagt: verspätet erreicht hat.“ Valentina Manojlov sei „echt bestürzt“ gewesen: „Wenn Julie nicht an die Wand gewollt hätte, hätten wir damit leben können. Aber sie aufgrund widriger Umstände nicht in der Galerie zu verewigen in einer Rolle, die sie verkörpert und der sie ihr Gesicht gegeben hat, das war für uns unmöglich.“ Sie habe dies sofort Tamara Alves erzählt und sie habe, ohne zu zögern, gesagt: „Ich komme wieder und male Julies Gesicht an die Wand. Und genau das passiert gerade.“ Das sei zwar nicht sofort gegangen, denn sie war zu dem Zeitpunkt der Nachricht in Brasilien „und hat dort ein fettes Kunstwerk produziert, sie war aber gleich Feuer und Flamme“.
Manojlov erklärt den Prozess, denn auch wenn Kunst mit Selbstbestimmung einhergeht, sei sie in diesem Fall mit Persönlichkeitsrechten verbunden: „Um solche Kunstwerke realisieren zu können, brauchen wir eine Genehmigung. Wir können ja nicht einfach eine existierende Person ohne Nachfrage meterhoch auf einer Fassade platzieren.“ Gleiches habe etwa für das Werk zu „Palermo Palermo“ von Andrea Buglesi gegolten, das an der Elberfelder Straße 23 zu sehen ist. „Darauf sind auch zwei Tänzerinnen aus dem Ensemble von Pina Bausch abgebildet, wofür wir eine Genehmigung bei der Pina Bausch Foundation eingeholt haben. Das lief aber schon vier Wochen im Voraus.“
Wuppertals Open-Air-Galerie
wird im Jahr 2025 fortgesetzt
Generell, betont Manojlov, würden die Künstler eine interpretatorische Freiheit besitzen. „Das sind ihre Darstellungen, wir machen keine Vorgaben. Ich habe sie also nicht verpflichtet. Die Gestaltung des Charakters im aktuellen Fall war der Wunsch von Tamara Alves selbst.“ Einem Bild quasi einen zweiten Anstrich zu geben, es zu verändern, sei zwar eine Herausforderung, „aber Tamara ist etablierte Street-Art-Künstlerin und hätte das nicht gemacht, wenn sie es verschlimmbessert hätte“.
Die Pina Bausch Gallery entsteht seit Juli. Sie umfasst zurzeit fünf Werke, die sich über das Stadtgebiet verteilen und sich auf legendäre Tanzproduktionen der Choreografin Pina Bausch beziehen. 2025 kommen weitere Fassaden hinzu, für die derzeit auf der Webseite des Vereins eine Abstimmung läuft. sie ist zu finden unter: