Einstündige Kurzfassung Oper „Hänsel und Gretel“ begeistert die Wuppertaler Kinder
Wuppertal · Die Hexe ist schon „ziemlich gut“.
Im Oktober feierte die Neueinstudierung der Oper „Hänsel und Gretel“ eine umjubelte Premiere. Am Samstag folgte die gekürzte Fassung im Format „Große Oper klein“ – geeignet für alle Menschen ab sechs Jahre. Die Vorstellung ist gut besucht, das Publikum besteht zu zwei Dritteln aus Kindern – und die sind begeistert.
Marie Robert hat eine 65-minütige Fassung der Märchenoper eingerichtet. Zusammen mit Roberto Secilla, der die „kleine Oper“ musikalisch leitet, hat sie Kürzungen vorgenommen, die vor allem die Musik von Engelbert Humperdinck betreffen. Die Ouvertüre, die mit schwebenden Klängen und hochdramatischen Momenten auf die Oper einstimmt, fehlt. Es geht gleich los mit Hänsel und Gretel, die vor dem hölzernen Wohnwagen der Familie spielen. Ihren Kinderliedern fehlen Strophen, bei Vater und Mutter fehlt ein Dialog. „Es ist nicht leicht, Kompromisse zu finden. Oft ist es schmerzhaft, Dinge zu streichen“, sagt Marie Robert, die schon 2006 bei der Inszenierung von Johannes Weigand als Regieassistentin dabei war und die Oper sehr gut kennt. Die spannende Geschichte der Kinder, die sich im Wald verlaufen und auf eine Hexe treffen, wird komplett im bezaubernden Bühnenbild von Markus Pysall dargestellt. Die spannenden und witzigen Effekte sind geblieben, das war Marie Robert sehr wichtig und die Begeisterung des jungen Publikums gibt ihr Recht.
Lasse (9) fand die Hexe „ziemlich gut“. Vor allem den rasanten Hexenritt auf dem Besen hoch durch die Luft. Seine Schwester Frizzi (5) fand alles toll. Besonders begeistert ist auch sie von der Hexe – grandios gesungen und dargestellt von Merlin Wagner. Auch den Ofen, in dem das Feuer glüht und der schließlich explodiert, fand sie klasse.
Format ist für den ersten Kontakt mit der Oper genau richtig
„Große Oper klein“ liegt der Produktionsleiterin Marie Robert sehr am Herzen. „Heute geschieht alles in kürzeren Abschnitten, viele Kinder können sich nicht mehr über einen längeren Zeitraum konzentrieren. Das 60-minütige Format ist für den ersten Kontakt mit der Oper genau richtig“, meint sie. Dass in der Musik an manchen Stellen harte Schnitte und abrupte Tonart-Wechsel entstanden sind, stört wahrscheinlich nur Opern-Kenner und Musiker. Die Kinder wissen davon nichts, sie lassen sich vom Wald mit riesengroßen Himbeeren und dem bunten Hexenhaus aus Haribo-Leckereien bezaubern. Oft herrscht atemlose Stille im Publikum. Nur das Sandmännchen wird nicht gleich erkannt und schafft Unruhe, die sich beim wunderschönen „Abendsegen“ fortsetzt. Am Schluss sorgen 40 verzauberte Lebkuchenkinder wieder für atemlose Stille. Sie werden großartig gesungen und dargestellt vom Kinder- und Jugend Opernclub der Oper Wuppertal und dem Jugendchor „Voices“ der Musikschule Remscheid.
Die neunjährige Meret, der Gretel besonders gut gefällt, weil sie pfiffig ist und die Hexe besiegt, freut sich sehr darauf, bald im Opernclub Kids mitzusingen. Auch Matheo (9) findet den Chor „sehr cool“.
» Die „große Oper“ ist knapp zwei Stunden lang, die gekürzte Inszenierung richtet sich an Menschen ab sechs Jahren, ist auch schon für Kinder ab vier Jahren und vor allem für Grundschulen geeignet. Für sechs Schulvorstellungen Anfang Dezember gibt es noch Karten. Ebenso für zwei Vorstellungen im öffentlichen Verkauf am 22. Dezember. Karten gibt es unter wuppertaler-buehnen.de oder bei der Kulturkarte, Telefon: 0202/5 63 76 66.