„Neue Musik“ Freundliche Darstellung der aktuellen Klangwelt in der Wuppertaler Citykirche
Wuppertal · Ohrenöffner über „Uraufführungen: Die Geburt eines neuen Werkes“.
Die Ohrenöffner-Veranstaltung mit Musikautor Björn Woll am Samstag in der Citykirche hatte ein spezielles Thema: „Uraufführungen: Die Geburt eines neuen Werkes“. Am Beispiel des neuen Werkes von Lutz-Werner Hesse (ehemaliger Direktot der Musikhochschule), der ein „Pas de deux“ nicht als Ballett, sondern als Orchesterwerk mit zwei „tanzenden“ Protagonisten konzipiert hat, arbeitet Woll im Gespräch mit drei Künstlern (Komponist Hesse, die Solo-Flötistin Catarina Laske-Trier und die Solo-Harfenistin Manuela Randlinger) heraus, was heute unter „Neue Musik“ zu verstehen ist.
Die Zeiten der plakativen Zuordnung wie Atonalität, Zwölftönigkeit, Minimalismus, Emanzipation des Geräusches oder Live-Elektronik passen nicht mehr in den Zeitgeist heutiger Musik. Die Dur-Moll-Tonalität hat längst wieder Einzug gehalten, allerdings nur als ein Gestaltungselement unter vielen. Dissonanzen, neue Klänge, neue Formen, neuartige Verbindungen alter Stile deuten auf einen Pluralismus hin, in dem neben altbekannten tonalen und formalen Elementen (etwa der Dreisätzigkeit) Jazz, Rock, Weltmusik (verschiedene Musikrichtungen) Einzug gehalten haben. Dem Zeitgeist entsprechend wird die Klangwelt der Gegenwart abgebildet. Musik des 21. Jahrhunderts ist postmodern.
Hesse ist dem Zeitgeist nahe, er verbindet in seinem neuen Werk all diese Einflüsse, dabei liegt ihm die freundliche Darstellung einer Klangwelt – leicht und leise wie Mozart – am Herzen. Mozart ist seine geistige Herausforderung, ist er doch der einzige, bekannte Komponist, der in Hesses Besetzung (Flöte, Harfe und Orchester) ein Konzert geschrieben hat. Darstellung von Katastrophen-Musik mag Hesse nicht.
Für Lutz-Werner Hesse vermittelt ein Musiker Ideen
Die Frage nach Kunst und Handwerk beantwortet er so: Die Inspiration weist in Richtung Kunst, der konstruktive Aufbau des Tonsatzes ist das Handwerk. Hesse arbeitet seit 20 Jahren am Computer/Keyboard, handschriftliches Komponieren ist ihm zu mühsam. Gerne für Menschen, die er persönlich kennt, weitgehend frei, das zu schreiben, was er sich vorstellt – egal wie schwer es dann ist. Für ihn vermittelt ein Musiker Ideen.
Der Blick aufs erste Klangerlebnis bei der Uraufführung ist eher gelassen, aber eine Ablehnung seiner Musik durch das Publikum würde ihm schon wehtun. Hesse wünscht sich, dass die Zuhörer von seiner Musik berührt werden. Die kurzen Einspielungen als Klangdemonstration der beiden Musikerinnen (beide gehören dem Sinfonieorchester Wuppertal an) lassen ein angenehmes Hörerlebnis erwarten. Zum Schluss gab es ein kurzes Stück aus Mozarts Konzert als Zugabe.
» Uraufführung: Sonntag, 17. November, um 11 Uhr, Montag, 18. November, um 20 Uhr, Historische Stadthalle; den Einführungsvortrag hält der Komponist (Sonntag, 10.30 Uhr; Montag, 19 Uhr).