Bebauung Initiative lehnt Wohnsiedlung im „Hofschaft“-Stil ab
Greuel. · Die Stadt entwickelt ein Grundstück an der Museumsbahn. Anwohner fürchten um Quellgebiet.
Seit 1993 kämpft die Bürgerinitiative Landschaftsschutz Greuel-Möschenborn um ihre „Stadtwiese“ an der Greueler Straße, südlich des Cronenberger Ortskerns. Nun setzt die Stadt alles daran, zumindest ein Teilstück des potenziellen Bebauungsgebietes zu bebauen. Zehn Grundstücke mit Einfamilienhäusern sollen auf der grünen Wiese entstehen. Acht davon sollen laut Verwaltung eine Siedlung „nach dem Vorbild einer bergischen Hofschaft“ bilden. Naturnah, gut angebunden, beste Lage. Den Offenlegungsbeschluss soll der Stadtentwicklungsausschuss Ende April verabschieden.
Christoph Frielingsdorf ist von der aktuellen Entwicklung verärgert. Er ist Anwohner sowie Vorsitzender der Bürgerinitiative (BI) und sagt: „Das ist ein Quellen-Entstehungsgebiet.“ Er vermisse ein sachgerechtes wassergeologisches Gutachten. Das BUND-Mitglied sehe ein, dass die Stadt neue Baugebiete benötige, „aber nicht auf solchen Flächen“. Für ihn ist das Bauprojekt ein Eingriff in die Natur: „Der Flächenfraß ist neben Energiepolitik der größte Klimafeind.“ Dass das Bauprojekt in seiner Optik „naturnah“ daherkommt, beeindruckt Frielingsdorf und seine rund 15 Anhänger der BI nicht. „Dieser ,Charakter einer bergischen Hofschaft’ ist ein Witz“, sagt er. Auch die angedachte Dachbegrünung überzeugt ihn nicht. Das sei eine schöne Maßnahme für Bestandsbauten, aber kein Argument, um ein Neubaugebiet zu rechtfertigen.
Der Streit um die Bebauung in der Nähe der Hofschaft Greuel und in Nachbarschaft zur Trasse der Museumsbahn hat eine lange Vorgeschichte. Die Bürgerinitiative hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten bereits gegen eine deutlich großflächigere Bebauung des Gebietes gewehrt. Zuletzt trennte die Stadt 6700 Quadratmeter des früheren Baugebietes ab und ließ 2016 einen studentischen Wettbewerb mit dem Titel „Ressourceneffizientes Bauen in Wuppertal-Cronenberg“ durchführen. Der Siegerentwurf soll nun umgesetzt werden.
Bereits 2018 gab es
Kritik am Bauvorhaben
Bei einer ersten Veranstaltung zur öffentlichen Beteiligung äußerten Anwohner 2017 bereits Kritik an dem Bauvorhaben. Eine Bürgerin beschwerte sich, dass sie einen Garten gepachtet hatte, kurz bevor das Bauprojekt öffentlich wurde und sie nicht über die Planungen informiert worden sei. Die Stadt gab damals zu, dass die Kommunikation nicht optimal gelaufen war. Auch die Verkehrssituation sorgte bei den Anwesenden für Klärungsbedarf.
Die Bezirksvertretung Cronenberg sprach sich in ihrer jüngsten Sitzung gegen die Planung in der jetzigen Form aus und forderte die Integration eines Wanderparkplatzes in das Konzept. Daraufhin vertagte der Stadtentwicklungsausschuss seine Entscheidung über die Offenlage und bat die Verwaltung um eine Prüfung dieser Idee.
Doch die winkt ab. Marc Walter, Leiter aus der verbindlichen Bauleitplanung, erklärt: „Für den Wanderparkplatz müssten wir zwei Häuser aus der Planung nehmen. Das wäre dann nicht mehr wirtschaftlich.“ Die Stadt sieht ein gutes Geschäft in dem Verkauf des Grundstücks. Es ist eines von wenigen städtischen und würde, wie Walter glaubt, sofort einen Investor finden. „Das ist eine Top-Lage“, sagt er.
Die Sorgen der Bürgerinitiative sind ihm bekannt. Walter erläutert jedoch: „Die Bebauung ist weit genug von der Quelle weg, sagen die Fachbehörden.“ Der Lauf des Wassers werde zwar beeinträchtigt, jedoch gehe durch die Bebauung kein Wasser verloren. Nur 30 Prozent des Plangebietes sollen versiegelt werden.
Also wird die Offenlage wieder zurück in die Fachausschüsse gespielt. Dieses Mal mit dem Hinweis aus der Verwaltung: So oder gar nicht. Cronenbergs Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé (SPD) will sich noch nicht festlegen: „Wir müssen das nochmal abschließend beraten.“