Wuppertaler entwickeln das neue Prora mit

Das gigantische Nazi-Erbe auf Rügen soll neu genutzt werden — und Rolf Hoffmeister und seine Partner sind daran beteiligt.

Foto: dpa/Andreas Fischer

Elberfeld/Rügen. Es ist ein Sinnbild für den Gigantismus der Nationalsozialisten: Über 4,5 Kilometer ziehen sich Wohnblöcke an einem der für viele schönsten Strandabschnitte auf Rügen entlang. Der „Koloss von Prora“ ist Überbleibsel eines einst noch größer geplanten Seebades der Nazis. Bis zu 20 000 Menschen gleichzeitig wollte die Organisation Kraft durch Freude (KdF) in den Ortsteil von Binz an die Ostsee locken. Doch mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Projekt gestoppt — Urlauber kamen nie. Seit Jahren gibt es nun Pläne das riesige Areal, das später von der Nationalen Volksarmee der DDR als Kaserne genutzt wurde, wieder zu entwickeln — und eine Wuppertaler Gruppe steckt buchstäblich mittendrin.

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„Uns gehört Block drei von fünf“, erzählt Rolf Hoffmeister. Der Steuerberater steht mit seinen Partnern Michael Brämer und Henric Wohlfart und den Architekten Rudolf Hoppe und Thomas Sieper hinter der Inselbogen Strandimmobilien GmbH & Co. KG. Mit Hilfe von weiteren Investoren soll der gut ein Kilometer lange Abschnitt wieder belebt werden. Mit Ferien- und Eigentumswohnungen, sowie einem Hotel. Man sei schon immer immobilienaffin gewesen, sagt Hoffmeister, unter anderem habe man die Hofaue entwickelt, wo auch die Kanzlei der Drei liegt. Auf Prora sei man über Architekt Hoppe gekommen, der bei einem Wettbewerb für das Areal mal einen Preis gewonnen hatte.

„Das ist dort aber schon praktisch Stadtentwicklung, die wir betreiben“, sagt Hoffmeister. Denn allein Block III umfasst gut 30 000 Quadratmeter für die Wohnungen. Dazu kommt dann noch der Querriegel, in dem momentan unter anderem Sporthallen aus NVA-Zeit untergebracht sind und wo das Hotel entstehen könnte. Das Gesamtinvestitionsvolumen der Inselbogen GmbH, schätzt Hoffmeister, dürfte bei mehr als 100 Millionen Euro liegen. „Und das ist ja nur ein Block von fünf“, weist er noch einmal auf die Dimensionen hin. Unter anderem gibt es auch noch Pläne für eine Marina.

Die Investoren, sagt er, kennen sich untereinander, man tausche sich aus. Einige haben in ihren Blöcken schon angefangen. Die Inselbogen GmbH will jetzt loslegen. „Wir haben Baurecht“, erklärt der Wuppertaler. 2017 sollen die ersten der 250 Wohnungen fertiggestellt sein. Die Vermarktung habe bereits begonnen, das Interesse sei groß. Hoffmeister spricht von einem Fünfjahresplan. Und wenn es länger dauere, dann sei das ebenso. „Wir sehen uns nicht unter Druck.“

„Am Anfang haben viele gesagt: Das wird alles nichts“, sagt Hoffmeister und erinnert sich an seinen ersten Besuch in Prora 2004. „Mein erster Eindruck: Der Strand ist top.“ Dann schmunzelt er. „Na ja, für die Gebäude musste man Fantasie mitbringen.“ Skeptiker gebe es immer noch. Doch der Investor ist optimistisch, dass Prora bald wirklich ein Seebad wird. „Und Nachfrage wird Nachfrage erzeugen.“

Bis zu 6000 Menschen könnten dort einmal wohnen und arbeiten, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ zuletzt. Der Ortsteil wäre dann eine eigene Stadt. Auch diese Zahlen rufen Kritik hervor. Einige Stimmen mahnen die Dominanz des Tourismus an, andere sehen eine Enthistorisierung des Ortes. Zumindest die Gemeinde sehe die Entwicklung aber mittlerweile positiv, sagt Hoffmeister. Der Name Prora werde bald internationale Bedeutung haben, hatte auch Karsten Schneider, Bürgermeister von Binz, hoffnungsvoll in der „Süddeutschen“ erklärt. Und Wuppertaler hätten daran dann mitgewirkt.