Wuppertaler weltweit „Die Reise mit dem Wohnmobil war ein Feuerwerk der Eindrücke“
Wuppertal · Jochen Dieckmann fuhr in einem halben Jahr von Wuppertal über die neue Seidenstraße nach China
In einem halben Jahr von Deutschland mit dem Auto auf der neuen Seidenstraße nach China – diese Idee setzte der Wuppertaler Journalist und Lkw-Fahrer Jochen Dieckmann in die Tat um. „Mit dem Lkw war ich oft an Plätzen, die mir gefielen, oder traf Leute, die ich mochte – dennoch musste ich am nächsten Morgen weiterfahren“, erklärt der 60-Jährige. Jetzt gönnte er sich den Luxus, alle Orte in Ruhe anzuschauen und viele Gespräche mit Einheimischen und anderen Reisenden zu führen. Über seine Reiseerlebnisse schrieb Dieckmann das Buch „Ferner Osten auf der Überholspur“ (Westend Verlag), das am Montag in die Buchläden kommt.
Er kaufte sich einen alten Ford Transit und machte sich gemeinsam mit seinem 29-jährigen Neffen Pablo auf den Weg. Von Mai bis Oktober 2019 fuhren die beiden von Wuppertal über Budapest, Kiew, Tiflis, Baku und Taschkent nach Almaty, Kaschgar, Turpan, Chengdu bis Mohanzhen. Anschließend folgte noch der Weg von China nach Kambodscha, wo die beiden ihr Auto einer gemeinnützigen Organisation schenkten und wieder nach Hause flogen. 27 000 Kilometer waren sie da insgesamt gefahren. Eine große Herausforderung bedeutete es vorher, die nötigen Visa und sonstigen Einreisedokumente für alle auf der Strecke liegenden Länder zu beschaffen. Wochenlang kämpfte sich Dieckmann durch die unterschiedlichen Bestimmungen, telefonierte und mailte mit Botschaften und musste am Ende Tausende Euro für Gebühren bezahlen. Alleine die Erlaubnis, mit dem Auto durch China zu reisen, kostete 6700 Euro.
Mit Reiseführern und per Internet plante er vorher seine Route. „Es war so eine intensive Zeit, ein Feuerwerk von Eindrücken“, schwärmt Dieckmann. So traf er etwa in Odessa den Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, den er von früher kannte. „Es war wirklich herzzerreißend, was der uns erzählte.“ Oder der „Overlander“ feierte seinen 60. Geburtstag in Chengdu mit chinesischen Freunden. „Die haben uns vier Tage lang so ein tolles Programm geboten!“
Im Buch schildert er die unterschiedlichsten Eindrücke: Die wunderbare und abwechslungsreiche Landschaft von Georgien, das langwierige Warten an vielen Grenzstationen, Menschen, die das deutsche Wohnmobil auf der Straße anhalten und begierig sind, den Fahrern ihr Land und ihre Verwandten zu präsentieren. Am Rande von Baku in Aserbaidschan erlebt der Wuppertaler, wie das Öl bei jedem Schritt aus dem dunklen Boden quillt. In Kasachstan mussten die Reisenden eine lange Zeit verbringen, während sie auf ihr China-Visum warteten. So klapperten sie alle Naturschutzgebiete des Landes ab.
Viele Pannen brachte die Reise natürlich auch mit sich. „Wir haben sechs Radlager aufgearbeitet“, sagt Jochen Dieckmann. Oft hatte er dabei Glück: In Usbekistan etwa fuhren Pablo und er mehrere 100 Kilometer durch eine Wüste. Als sie anschließend in den ersten Ort kamen, streikte das Auto just kurz vor einer Werkstatt. Einmal reparierte ein Autoschrauber wegen eines sprachlichen Missverständnisses den Wagen zwischen abends und dem nächsten Morgen um 5 Uhr. In China hatte das Auto dann einen Getriebeschaden. „Und in China gibt es viele neue Fahrzeuge und wenig Autoschrauber. In den ehemaligen Sowjetrepubliken findet man dagegen Zauberkünstler in den Werkstätten“, berichtet Dieckmann.
Neben den vielen Begegnungen genoss der Wuppertaler besonders das Essen in den unterschiedlichen Ländern. Mindestens einmal am Tag probierte er die regionale Küche aus. Schlechte Erfahrungen, etwa mit Dieben, machte er nirgendwo. „Wir haben nie Angst gehabt.“ Dafür entdeckten sie atemberaubend schöne Landschaften und übernachteten im Wohnmobil „Emma“ in einsamen, abgelegenen Gebieten. Immer wieder nahmen sie auch andere Reisende für ein paar Tage oder Wochen mit. So schloss Dieckmann auf seiner Tour viele neue Freundschaften.