Stadtteilbibliothek Ronsdorf Wuppertaler Lesepatinnen vermitteln Kindern die Freude an Geschichten und Büchern
Wuppertal · Jeden Donnerstag lesen die vier Frauen Kindern Geschichten vor.
Sie haben schon so einige Abenteuer erzählt und sich die Zunge fusselig gelesen. Die Rede ist von den Lesepatinnen Kordula Meister, Anke Klug, Christel Müller und Ulrike Müller. Die vier Frauen lesen abwechselnd jeden Donnerstag um 15.15 Uhr in der Stadtteilbibliothek Ronsdorf Kindergeschichten vor. Für sie ist es kein stumpfes Vorlesen, sondern eine Interaktion mit den Kindern.
Der Weg zum Ehrenamt ist bei allen unterschiedlich, durch einen Bericht in der Zeitung, den Besuch einer Vorleserunde, der Mitarbeit in anderen Ehrenämtern oder bei dem Besuch der Bibliothek. Eines haben sie jedoch gemeinsam: die Freude am Lesen und daran, Zeit mit den Kindern zu verbringen, insbesondere in der Rente.
Geschichten lesen sie nicht nur aus den Büchern, nein, sie haben auch eigene zu erzählen. Kordula Meister erinnert sich gerne an ihre Lesung einer Wackelzahngeschichte zurück, die so gut ankam, dass selbst die Kinder, die sonst etwas stiller sind, von ihren Zähnen sprachen.
Ulrike Müller ging es ähnlich mit einer Krankenhausgeschichte, mit der den Kindern die Angst vor einem Besuch dort genommen werden sollte. Das hat so gut funktioniert, dass die Kleinen sich damit brüsteten, weshalb sie schon ins Krankenhaus mussten, schmunzelt die Lesepatin, „die hörten gar nicht mehr auf und ich kam gar nicht dazu weiterzulesen“.
Anke Klug freut sich immer über die Begeisterung der Kinder und sucht Bücher mit besonders schönen Bildern aus und Christel Müller findet: „Der Malstil muss mich anspringen und mich als mein inneres Kind erfassen“. Am schönsten sei es, wenn die Bücherwürmer wie bei einem Wimmelbild mitsuchen und sprechen können. Da nicken auch die anderen Lesepatinnen zustimmend, denn gerade die Interaktivität bringt die Geschichten zum Leben.
Zu den schönen Bildern braucht es noch eine spannende Geschichte. Anke Klug orientiert sich an den Jahreszeiten und wählt in der Ferienzeit was passendes zum Urlaub oder etwas weihnachtliches im Winter. Ulrike Müller und Kordula Meister wollen in ihren Lesungen Ängste nehmen, etwa vor dem Fremden oder dem Arztbesuch oder spielerisch beibringen, wie beispielsweise Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden können. Ulrike Müller betitelt es als „Dinge, die im täglichen Leben die Kinder beschäftigen“.
Die Stimme ist ein wichtiges Instrument beim Lesen, hat Christel Müller erkannt. Deswegen liest sie gerne mit viel wörtlicher Rede, um als Musikerin unterschiedliche Rollen mit ihrer Stimme einzunehmen und schauspielerisch mit Mimik und Geräuschen die Figuren zum Leben zu erwecken.
Kordula Meister liest gerne mit Kamishibais, einem japanischen Bilderbuchtheater. Am Ende jeder Lesung erfolgt passend dazu eine traditionelle japanische Verabschiedung. So hat jede Lesepatin ihre eigenen Rituale. „Wir haben alle unsere eigenen Qualitäten und das finde ich so wertschätzend, dass die Kinder da erleben, wie verschieden wir sind. Wie wir etwas rüberbringen, weil wir so sind wie wir sind“, so Christel Müller.
So verschieden wie die Lesepatinnen sind auch die Kinder, manche verstecken sich still mit gespitzten Ohren hinter den Bücherregalen, andere plaudern um die Wette. „Man hört, dass Kinder angeblich nicht gerne zuhören würden, das erleben wir hier genau im Gegenteil und sehen, wie viel Freude sie daran haben, die sitzen da mit leuchtenden Augen“, stellt Leiterin der Stadtteilbibliothek Patricia Crede fest.
Verbesserung der Grammatik und Ausweitung des Wortschatzes
Dass die Kinder selbst Freude am Zuhören haben, steht außer Frage, mit dem positiven Nebeneffekt, gleichzeitig ihren Wortschatz auszuweiten und die Grammatik zu verbessern, ganz ohne langweiliges Lernen. Doch dafür braucht es vor allem Eltern, die ihre Kinder dorthin schicken, appellieren die Lesepatinnen. Wer selbst Lesepate werden will, muss allerdings Geduld haben, aktuell sind die Vorlesepatenschulungen ausgesetzt.