Verkehr Wuppertaler macht sich für mehr Tempo-30-Zonen in der Stadt stark

Wuppertal · Gerhard Connerth aus Heckinghausen fordert „ein klein wenig Mut und ein paar Schilder“.

Gerhard Connerth will mehr Tempo 30 und kritisiert die Entscheidung der Stadtpolitik zugunsten von Flüsterasphalt.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

„Schon seit Langem gilt auf 80 Prozent der Straßen in Wuppertal Tempo 30. In den letzten Jahren hat sich kaum etwas daran geändert. Nun kommt aber wohl noch ein guter Schub dazu“, sagte der im August ausgeschiedene Wuppertaler Verkehrsdezernent Frank Meyer, als die WZ ihn fragte, was sich mit der in Berlin angekündigten Änderung der Straßenverkehrsordnung für Wuppertal ändern werde. Doch einem Mehr an Tempo 30 hat die Mehrheit im Wuppertaler Stadtrat jüngst eine Absage erteilt (die WZ berichtete). Die Fraktionen von SPD, CDU und FDP forderten die Stadtverwaltung vielmehr auf zu prüfen, ob bei anstehenden Sanierungs- und Neubaumaßnahmen von Straßen nicht der Einbau von sogenanntem Flüsterasphalt zur Lärmreduzierung statt Tempo 30 möglich sei. Gerhard Connerth, der in Heckinghausen lebt, kann darüber nur den Kopf schütteln.

„Auf einigen Teilstrecken der Heckinghauser Straße wurde aus Lärmschutzgründen Tempo 30 eingeführt. Diese Maßnahme hat den gewünschten Zweck erfüllt“, befindet Connerth. Neben der Lärmminderung sei auch es auch zu einer Verkehrsberuhigung gekommen. „Für Fußgänger ist es jetzt an den Querungen leichter die Straßenseite zu wechseln. Schön wäre es nun, wenn Tempo 30 für die gesamte Heckinghauser Straße eingerichtet würde. Die Vorteile würden für die ganze Strecke gelten und die Autofahrer müssten nicht dauernd darauf achten, in welchem Gültigkeitsabschnitt sie sich gerade befinden“, meint Connerth.

„Flüsterasphalt ist
teuer und hält nicht lange“

Er ärgert sich: „Aber was haben jetzt unsere Groko-plus-Politiker beschlossen? Wieder Tempo 50, weil man mit dem Auto einige Sekunden länger unterwegs ist.“ Man schalte doch auch nicht die Ampeln an den Hauptverkehrsstraßen ab, damit die motorisierten Verkehrsteilnehmer schneller zur Arbeit kommen, argumentiert der Ruheständler, der selber felxibel unterwegs ist – mit Auto, Bus, Bahn und zu Fuß, wie er sagt. „Wer Angst hat, zu spät zu kommen, sollte halt ein paar Minuten früher losfahren.“

Auch das Argument, die Busse der Wuppertaler Stadtwerke würden dadurch im Takt ausgebremst, lässt er nicht gelten. „Es fahren doch schon seit Jahren diverse Linien auf Tempo 30 Strecken. Um angeblich ein paar Sekunden einzusparen, ist man aber bereit, tief in die leere Tasche der Stadt zu greifen und die Straße mit dem teuren Flüsterasphalt zu teeren, der auch nicht lange hält und demzufolge in kürzeren Abständen erneuert werden muss.“ Diese teuren Maßnahmen würden dann zusätzlich den Verkehr stark behindern. Gerhard Connerth: „Also hier ist die einfache Lösung die bessere: Tempo 30 auf der ganzen Strecke. Es kostet nur ein klein wenig Mut und ein paar Tempo-30-Schilder. Das eingesparte Geld kann dann für die Instandsetzung maroder Straßen eingesetzt werden.“

Seit dem 11. Oktober ist die Änderung der Straßenverkehrsordnung in Kraft. Kommunen sollen dadurch leichter Tempo-30-Zonen ausweiten können. Sie war lange umstritten: Kritiker fürchten, dass sich künftig mehr Verkehr in die Wohngebiete verlagert.

Seit Langem befürwortet wurde sie hingegen von der Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden“, der gut 500 Kommunen angehören, darunter auch Wuppertal. Ihr Sprecher Thomas Dienberg argumentiert: „Natürlich brauchen wir für eine Strecke x bei konstant Tempo 30 etwas länger als bei Tempo 50.“ Kreuzende Verkehre, Ampelschaltungen, parkende Fahrzeuge, das Wetter, Unfälle und Baustellen und vor allem die Zahl der Fahrzeuge selbst und die Belastung der Verkehrswege seien aber die tatsächlichen Gründe dafür.