Weltreise Wuppertaler Schüler segelt um die Welt: „Es fühlte sich an wie ein zweites Leben“

Wuppertaler · Vincent Markert fuhr auf einem Segelschief sieben Monate um die Welt – schlafen musste er mit 43 anderen Schülern unter Deck.

Auf Abenteuerkurs: Vincent Markert hat durch das Projekt „High Seas Highschool“ die Möglichkeit bekommen, eine Kreuzfahrt mit einem Segelschiff zu machen.

Foto: Vincent Markert

Vincent Markert hat eine Kreuzfahrt gemacht. Allerdings nicht auf einem Schiff der Aida-Flotte mit Sonnendeck, abendlichem Drei-Gänge-Menü und geführten Landgängen, sondern auf einem Segelschiff. Die Reise dauerte auch nicht sieben Tage, sondern sieben Monate und führte um die halbe Welt.

Vincent Markert, Schüler des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums, hat am Projekt „High Seas Highschool“ teilgenommen. Es besteht seit über 30 Jahren, bezeichnet sich als „segelndes Klassenzimmer“ und wird von der Hermann-Lietz-Schule, einem Internat auf der Insel Spiekeroog, organisiert. Der 17-Jährige war von Oktober 2023 bis Mai dieses Jahres unterwegs und sagt: „Es fühlte sich an wie ein zweites Leben.“

„Die Gemeinschaft auf
dem Schiff war unbeschreiblich“

Die Route war abenteuerlich: Von Bremerhaven ging es durch den Ärmelkanal vorbei an Großbritannien, weiter nach Madeira und Teneriffa. Das Schiff nahm Kurs auf die Kapverden, eine Inselgruppe an der Westküste Afrikas, über den Atlantik in die Karibik, nach Panama und Costa Rica und von dort aus wieder zurück nach Deutschland. 44 Schüler der zehnten und elften Klassen, von denen drei weitere aus Nordrhein-Westfalen stammten, waren an Bord. Alle schliefen im gleichen Saal unter Deck. „Jeder in einer Koje. Das war schon gewöhnungsbedürftig, aber das gehörte dazu“, erzählt Vincent. Die Gemeinschaft auf dem Schiff mit sechs Lehrern und der zum Schiff gehörenden Crew sei unbeschreiblich gewesen. „So, wie das Sprichwort sagt: Wir sitzen alle in einem Boot.“

Klassischen Unterricht gab es dennoch: Deutsch, Mathe, Englisch, Spanisch. Während der Überquerung des Atlantiks sei dieser Unterricht auch relevant gewesen, viel spannender schien es hingegen zu sein, den Schiffsalltag selbst zu organisieren: „Segel setzen, Holz abschleifen und neu lackieren. Schiff entrosten, in der Kombüse kochen.“ Am Ende der Reise durften sie den 70 Meter langen Dreimaster, der 1937 erstmals ins See stach, sogar selbst navigieren.

Vincent könne Geschichten erzählen, die die meisten in seinem Alter noch nicht erlebt haben, betont er immer noch begeistert: Zwischen dem Golf von Biskaya an der Nordküste von Spanien und der Inselgruppe von Madeira bekam der Großsegler einen heftigen Sturm ab. Bei den Kapverden machte das Schiff etwa 100 Meter vom Strand fest: „Während wir zum schwarzen Sandstrand geschwommen sind, hat uns direkt unter uns ein Mantarochen begleitet.“ Der Tauchschein, den er in der Karibik absolvierte, sei buchstäblich atemberaubend gewesen. Am besten habe ihm Kuba gefallen, „vor allem die Altstadt von Havanna, dort haben wir auf einer Dachterrasse auch einen Tanzkurs gemacht“.

Das Smartphone war
auf hoher See nicht erlaubt

Mit einer Kamera schoss er etwa 6000 Fotos, sein Smartphone bekam er jedoch nur einmal im Monat für drei Stunden ausgehändigt, da es sich um ein „Offline-Projekt“ handelt. Analoges Leben, hautnah, ohne Künstliche Intelligenz. Allerdings erstellten die Schüler einen Reiseblog, Vincent schrieb Tagebuch.

„Das Segeln hat mir etwas angetan“, erzählt der 17-Jährige rückblickend. „Ich werde in den Ferien wahrscheinlich über die Nordsee oder die Ostsee fahren.“ Vor der Reise sei er sich sicher gewesen, dass er nach dem Abitur einen chemisch-technischen Beruf ergreifen werde, „aber die Reise hat mir etwas von der Welt gezeigt, das ich vorher noch nicht kannte“. Was genau, sei ihm bislang aber noch nicht bewusst. Nur: „Wir sind ein kleines Zahnrad in einem großen System.“

Wer sich selbst dafür interessiert, für den hat Vincent Markert eigentlich nur einen Rat: „Man sollte offen sein, denn alles wird passieren.“ Der Knackpunkt: Die Reise kostet 27 000 Euro. Vincents Eltern finanzierten ihm diesen Traum, „wofür ich ihnen sehr dankbar bin.“ Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, Stipendien zu beantragen. Um zwar nicht die sieben Weltmeere zu besegeln, aber zumindest seinen Horizont zu erweitern. Grenzenlos.