Stadtentwicklung Erster Schritt in Richtung Kulturzentrum

Südstadt. · Veranstaltungen, Proberäume und ein Café: Es gibt viele Ideen für die ehemalige Marmeladenfabrik an der Arminiusstraße.

Marc Bruch (l.) und Klavierlehrer Robert Erwes in einer der Hallen an der Arminiusstraße.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Unterricht läuft online. Technisch sei es sogar möglich, vierhändig zu spielen, sagt Robert Erwes. Corona-Not macht erfinderisch. Seit Anfang des Jahres hat der Wuppertaler seine Klavierschule „Welovepiano“ in der Südstadt bezogen. Anfang März wurde noch die offizielle Eröffnung in dem ehemaligen Firmengebäude an der Arminiusstraße gefeiert – und dann kam Corona.

Die ersten geplanten Veranstaltungen wie ein Workshop mit Beat-Box-Star Daniel Mandolini fielen dem Virus zum Opfer. Seine Schüler sieht Erwes derzeit nur über Monitore. Doch auch, wenn Corona etwas bremst: Die Eigentümer Marc Bruch und Lars Roth freuen sich über ihren neuen Mieter. Denn es ist der erste Schritt in Richtung Kulturzentrum für die Südstadt, das sie dort, wo vor Jahrzehnten einmal Marmelade produziert wurde, etablieren wollen.

Vor gut zwei Jahren haben Bruch und Roth den Komplex im Verbindungssträßchen zwischen Viehhof- und Rheinstraße gekauft. Den kannten sie bereits gut, denn dort hatten sie ihre „Riesen-WG“ gegründet, die als Projekt überregional Furore machte (die WZ berichtete).

Vor Jahrzehnten wurden an der Arminiusstraße Konserven produziert, vor allem Marmelade. Auf dieser alten Ansicht sind im Hintergrund die Obstberge zu sehen.

Foto: Höring

Das gesamte Areal mit seinen gut 3500 Quadratmetern, so die Vision, soll nun zu einem Kulturzentrum ausgebaut werden. Eine Idee, die zum Beispiel beim Bürgerverein der Elberfelder Südstadt gut ankam. Denn so etwas habe die Südstadt noch nicht.

Der Umbau des Gebäudes
ist kostspielig und aufwändig

Es sei aber noch ein langer Weg, räumt Bruch ein. Der Umbau der Gebäude sei aufwändig und kostspielig: „Das frisst Geld.“ Doch am Ziel halte man fest, betont er. Sukzessive soll die Umgestaltung erfolgen – und nicht zu Lasten der aktuellen Mieter (unter anderem eine Werkstatt), die auf den ersten Blick vielleicht eher nichts mit dem musikalisch-kulturellen Bereich zu tun haben. „Wir schmeißen keinen raus.“ Sollten in Zukunft aber Flächen freiwerden, gucke man schon, dass es dann in eine andere Richtung geht.

Ateliers, ein Café, Proberäume, Theater – die Ideen sind vielfältig. Vor allem sollen Veranstaltungen stattfinden. Auch die WG könnte eingebunden werden, sagt Bruch. Bewohner könnten im Komplex kreativ arbeiten, nennt er ein Beispiel. „Wichtig ist der Gemeinschaftsgedanke.“ In Zukunft wäre auch ein Verein möglich, spinnt Bruch weiter.

Ein Konzept, das auch Klavierlehrer Robert Erwes überzeugte. Lars Roth ist seit Jahren sein Schüler. Als der Lehrer neue Räume suchte, weil die alten im ehemaligen Hauptschulkomplex an der Simonsstraße zu klein wurden, brachte ihn Roth auf die Arminiusstraße. Die ersten Übungsstunden fanden Anfang des Jahres noch in Baustellenatmosphäre statt. Jetzt sei er aber endgültig angekommen, sagt Erwes. Wobei ihn die aktuelle Unterrichtssituation unter Corona-Bedingungen vor Herausforderungen stellt. „Das ist neu für mich, auch für die Schüler und Eltern.“ Aber es funktioniere.

Am neuen Standort konnte er sich im ersten Obergeschoss nun in zwei Räumen auf mehr als 100 Quadratmetern ausbreiten. Statt mit einem Klavier kann er nun mit zwei Instrumenten arbeiten. Unter anderem der Bereich der musikalischen Früherziehung – mangels Platz vorher kein großes Thema – soll ausgebaut werden.

Kulturzentrum soll einen
Impuls für den Stadtteil geben

Das Thema Kulturzentrum sei ein Grund gewesen, vom Arrenberg in die Südstadt zu wechseln, so Erwes. „Das kann ein Impulsgeber für den Stadtteil sein“, ist er überzeugt – und will sich ebenfalls einbringen. In der Musikszene habe er Kontakte, man wolle sich austauschen. „Alle ziehen hier an einem Strang“, sagt er mit Blick auf seine Vermieter. Er freue sich schon auf neue Nachbarn, so Erwes.

Wann es so weit sein wird, stehe aber noch nicht fest, erklärt Marc Bruch. „Das Kulturzentrum ist leider noch etwas Zukunftsmusik.“ Man sei aber schon ein Stückchen weitergekommen. Er und sein Kompagnon Roth sehen das angestoßene Projekt auch als Quartiersentwicklung.