Kabarett Scharfzüngiger Rückblick mit Hindernissen
Jürgen H. Scheugenpflug, Ulrich Rasch und Jens Neutag nehmen Politik aufs Korn.
„So etwas kannst du nicht planen.“ Jürgen H. Scheugenpflug hat immer noch ein Leuchten in den Augen, wenn er an die Talfahrt-Premiere am Freitag denkt. Mit Ulrich Rasch und Jens Neutag präsentierte das Satire-Trio seinen ganz speziellen Jahresrückblick im ausverkauften Bürgerbahnhof Vohwinkel – und dabei ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte.
Zuerst gab das Piano von Ulrich Rasch seinen Geist auf und musste mitten im Programm ausgetauscht werden. Anschließend wurde durch eine unbedachte Bewegung mit dem Mikrofonkabel die halbe Bühne abgeräumt. „The Who hätten es nicht besser machen können“, scherzt Jürgen H. Scheugenpflug. Die Pannenserie sorgte bei den Besuchern im Bürgerbahnhof für Lachtränen und hatte durchaus Symbolwirkung. „Wenn alles zusammenbricht, passt das doch super zu Wuppertal“, findet Scheugenpflug.
Beim zweiten Anlauf im Elferfelder Kontakthof verlief der Auftritt dann am Dienstag wieder in ruhigeren Bahnen, war aber nicht weniger scharfzüngig. Gewohnt angriffslustig machten sich die Talfahrt-Mitglieder an ihre satirische Heimatpflege. Dabei nahmen sie die Irrungen und Wirrungen der vergangenen zwölf Monate genüsslich aufs Korn. Stoff dafür gab es genug.
Kommt es zum „Blexit“ aus
der Europäischen Union?
Wenn sich die nicht mehr ganz so jugendliche CDU Vohwinkel zum Neujahrsempfang im Seniorenheim trifft, ist das für das Ensemble ein gefundenes Fressen. „Da können die Herrn gleich das betreute Wohnen testen“, spottet Jens Neutag. Aber auch die SPD und insbesondere Stadtoberhaupt Andreas Mucke bekamen ihr Fett weg. Zum „Zwergenwerfen“ eigene sich der „kleine Andi aus Wuppertal“ perfekt, wobei seine Amtskette in Form einer „Tellermine zum Umhängen“ etwas hinderlich sei. SPD-Baudezernent und passionierter Bass-Spieler Frank Meyer könne derweil die stets klamme Stadtkasse als Straßenmusiker mit dem Song „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“ aufbessern. Zudem habe CDU-Kämmerer Johannes Slawig viel Einsparpotenzial. „Bei den vielen Prozessen zum Remscheider DOC und zum Tanztheater kann er doch gleich in den Gerichtssaal einziehen und braucht dann keine Miete mehr zahlen“, rechnet Jürgen H. Scheugenplfug vor.
Viele Freunde dürfte sich das Talfahrt-Trio auch mit ihrem „Langerfelder Liebeslied“ machen. „Tief im Osten, wo die Sonne nie scheint, ist es schlimmer, viel schlimmer als man meint“, sang das Ensemble gutgelaunt in leichter Abwandlung des Herbert-Grönemeyer-Hits „Bochum“. Wenn der Stadtteil an „Ground Zero“ erinnere und der Zustand der Wuppertaler Straßen mit Kabul gleichziehe, sei sowieso alles egal. Immerhin weise die Schwebebahn durch Dauerstillstand eine hervorragende CO2-Bilanz auf. Vielleicht komme es am Ende sogar zum „Blexit“, also dem Austritt des Bergischen Lands aus der Europäischen Union nach englischem Vorbild. Jens Neutag sieht vor seinem geistigen Auge bereits „bewaffnete Milizen aus Cronenberg das Haus Zillertal stürmen“. Am Ende helfe nur viel Wein, schließlich sei das Rats-TV für die Bürger nur „sturzbetrunken“ zu ertragen. Besonders zu empfehlen sind für Neutag die Rondorfer Sorten „Carbenet Blombachtal“ und „Erbschlöer Nacktarsch“. Damit lasse sich prima auf ein neues Jahr voller Wuppertaler Chaos anstoßen.
Karten gibt es noch für folgende Talfahrt Termine: 27. Dezember, 20 Uhr / 28. Dezember, 19 Uhr / 30. Januar, 19 Uhr: Barmer Bahnhof, 10. Januar, 20 Uhr: Evangelische Kirchengemeinde Ronsdorf, 12. / 26. Januar, jeweils 18 Uhr: Villa Media. Mehr Infos unter: talfahrt-wuppertal.de