Tag der Modellbahn Wuppertaler Verein Reviermodule: Mit dem Modell-Zug ins Industriegebiet

Wuppertal · Zum Tag der Modellbahn öffnete der Verein Reviermodule seine Türen.

Martin Silz (v. l.), Uwe Vennemann, Andreas Meckbach, Dirk Metzner, Michael von Schoenebeck, Heiko Heck, Jörg Schmidt freuten sich über die Besucher.

Foto: Hermine Fiedler

Der 2. Dezember gilt als „der Tag der Modellbahn“, und aus diesem Grunde lud der in Wuppertal ansässige, 2006 gegründete Verein „Reviermodule e.V.“ zur Besichtigung seiner Werkstatt in die Steinbeck ein. Eine Fülle von Sehenswürdigkeiten im Bereich der Modellbahn waren in diversen Räumen zu bestaunen. So beispielsweise die liebliche bergische Szenerie rund um die Krähwinkeler Brücke hinter dem Bereich Beyenburg, Krebsöge/Rade mit einem Viadukt und dem über die Gleise schnurrenden Zug.

Getreu ihrem Namen „Ruhrmodule“ hat man das Hauptaugenmerk auf die imposante Industrielandschaft des Ruhrgebiets gelegt. Und da sind vor der Fototapete mit eindrucksvollen Berg- und Stahlwerksgiganten, mit Kühltürmen und Hochöfen Modellbau-Architekturen und Bahngleise entstanden, die sich bestens ins Gesamtbild einfügen – und eine präzise Vorstellung vermitteln von dem Arbeitsalltag im Kohle- und Stahlwerk-Revier und in den Industriehäfen. Schwerindustrie, wie sie in den 1960er-Jahren rund um die Zechen und Hütten üblich gewesen ist.

„Wir haben unsere Modellszenen zwar der Wirklichkeit nachempfunden, aber mit Absicht keinen bestimmten Ort im Ruhrgebiet genannt, damit uns nicht irgendwelche Abweichungen vom Original nachgesagt werden“, sagt Vereinsmitglied Jörg Schmidt. Der rund um Wuppertal nur selten aufgetretene „Reviermodul e.V.“ genießt überregional einen guten Ruf, ist mit einigen seiner Modellen schon auf „Tournee“ gegangen und hat an diversen Ausstellungen teilgenommen. „Wir werden oft von den unterschiedlichen Veranstaltern angefragt“, so Heiko Heck, der Vereinsvorsitzende, der als Versicherungsjurist tätig ist, und wie seine insgesamt zwölf Vereinskameraden den unterschiedlichen, nicht mit dem Modellbau verwandten Tätigkeiten nachgeht. Vereint durch die große Liebe zu den kleinen Bahnen, die hier meist aus dem Hause Märklin stammen.

Seinen bemerkenswertesten Auftritt hatten die Reviermoduler 2021, als sie an einem Fernsehprojekt „Deutschlands beste Miniatur-Bauer“ bei Kabel 1/Pro 7 teilnahmen. „Da haben wir in drei Monaten die Kokerei Petro-Carmenia nachgebaut“, berichtet Vereinsmitglied Dirk Metzner und weist auf die Teilnahmebedingungen hin. „Unser mit einem Startkapital ausgestattetes Modell musste die Elemente Wasser, Licht und Bewegung enthalten, und alles durfte nur so groß sein, dass es in einen Container mit 90 mal 200 Zentimetern Stellfläche passte.“

Das Modell, das mit dem „Reviermodul“ in Hamburg den dritten Platz belegte, steht auch jetzt noch in den Werkstatträumen, und dass die drei Elemente immer noch bestens funktionieren, wird auf Knopfdruck demonstriert. Da setzt sich der kreisförmige „Rundeindicker“ (eine Art Kläranlage) in Bewegung, da leuchten die 300 LED-Lampen teilweise auch in selbst gebauten Laternen auf, da entweicht dem mächtigen Kühlturm eine weiße Dampfwolke, während die Pendelzüge eifrig ihren Fahrbetrieb aufnehmen.

Zwar sind diverse Modelle in unterschiedlichen, meist im Ruhrpott verorteten Landschaften zu sehen, doch werden die Räume im Hinterhaus nicht umsonst „Werkstatt“ genannt, denn ohne sich groß um die Besucher und die ihnen über die Schulter schauenden Kiebitze zu kümmern, sitzt eine kleine, geschickt hantierende Gruppe namens „Montana“ um einen Arbeitstisch herum und klebt, lötet und bastelt unter der Leitung von Michael von Schoenebeck. „Dabei muss es sich nicht unbedingt um Vereinsmitglieder handeln. Hier am Basteltisch ist jede und jeder willkommen“, sagt Heiko Heck, weist aber auf eine strikte Regel hin. „Bei den Anlagen und Bauten wird kein Plastik verwendet, sondern nur umweltfreundlicher Architektur-Karton, der auch schadlos entsorgt werden kann.“

Wer die Räume in der Steinbeck 54 passiert, der stutzt, als er in einem Büro auf einem Großbildschirm ein mehr als 100 Jahre altes Foto zu sehen bekommt: die Wupper mit dem damals noch im Bau befindlichen Schwebebahngerüst aus den frühen 1900er-Jahren. „Leider haben wir bisher noch nicht herausbekommen, wo dieser Schnappschuss entstanden ist“, heißt es bei der einzigen Frage, die nicht beantwortet werden kann. Auf jeden Fall eine Herausforderung für einen der sachkundigen „Altvorderen“, die die Ausstellung besuchen.