Stadtentwicklung WZ-Forum: Wohin entwickelt sich Wuppertal?
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Wuppertal. Die Stadt ist im Umbruch. Es werden Räder gedreht, Anstöße gegeben, Bürger beteiligt. Der Döppersberg und die B7 sind in den letzten Zügen. Die Qualitätsoffensive Innenstadt entwickelt Pläne für das Elberfelder Zentrum hinter dem Döppersberg. Die Qualitätsoffensive „Aktive Zentren“ feilt am Erscheinungsbild Barmens. Gleichzeitig und als Teil dieser Projekte soll Wuppertal Fahrradstadt werden und einen neuen Nahverkehrsplan bekommen.
Über 100 Projekte, Konzepte, Planungen gibt es in der Stadt. Die sind teils groß und zukunftsweisend — aber ihnen fehlt das große Konzept, die große Klammer. Die hat Oberbürgermeister Andreas Mucke kürzlich angekündigt. Die Stadt will in den kommenden 15 Monaten ein integriertes Stadtentwicklungskonzept „Wuppertal 2030“ erstellen und die vielen Konzepte unter ein Dach bringen.
Die Frage ist dann: Was ist das für ein Dach? Was sind die Vorgaben und Ziele, welchen Charakter soll die Strategie bekommen, welchen die Stadt? Und können alle Projekte unter ein Dach gebracht werden? Wie gut kann die Stadt, können die Ausschüsse und Gremien das umsetzen?
Bisher vermisst man hier und da etwas den Zusammenhang bei größeren Vorhaben und kleineren Entscheidungen. Das war erst kürzlich zu merken: Denn einerseits soll Wuppertal eine Fahrradstadt werden, mit durchgehenden Radwegen im Tal und auf den Trassen — andererseits werden Freigaben von Einbahnstraßen für Radfahrer verhindert, wie kürzlich am Beispiel Oberdörnen zu sehen war. Und das, obwohl sowohl Stadt als auch Polizei die Strecke als unbedenklich eingestuft hatten. In der Praxis bleibt die schöne Planung dann Theorie.
Ähnlich denkt der eine oder andere über die B7, die zwar einen Radweg bekommt, aber trotzdem neunspurig ausgebaut — also stark am Auto-Verkehr ausgerichtet wird. Dabei, so die Döppersberg-Homepage, werde die Vorstellung aus den 1960er Jahren einer autogerechten Stadt „den heutigen Vorstellungen von Anforderungen an Stadtstraßen und dem Städtebau nicht mehr gerecht“.
Wohin geht also die Reise in Wuppertal in Sachen Verkehr, was ist der große Plan?
Stadtentwicklung ist aber nicht nur eine Frage des Verkehrs, sondern auch der Innenstadt, der Wohnbebauung, der Büro- und Industrieflächen. Gerade die Innenstädte sind im Blickpunkt von Politik und Bürgern. Elberfeld soll in einem mehrjährigen Diskussions- und Entwicklungsprozess umgestaltet werden — erst kürzlich fand die zweite Innenstadtkonferenz statt, bei der der Fokus auf das Zentrum, das Luisenviertel und die Hofaue gelegt worden ist.
Der Ansatz findet zwar viel Zuspruch, erntet aber auch Kritik. Denn wenn der Döppersberg im kommenden Jahr fertig sein soll, wird über die Innenstadt größtenteils noch diskutiert. Es gibt Stimmen, die warnen, dass nach der Eröffnung von Döppersberg und FOC die Passantenströme schon neu ausgerichtet sind und der Rest der Innenstadt dann nicht mehr aufholen könne. Die Gründung der Immobilien-Standort-Gemeinschaft (ISG) Poststraße/Alte Freiheit könnte als Signal gesehen werden, dass die Einzelhändler und Immobilienbesitzer auf den Druck des fertig werdenden Eingangstores zur Stadt reagieren wollen.
Eine wachsende Stadt wie Wuppertal muss aber auch auf den Zuzug und die zunehmenden Kinderzahlen reagieren. Die Bemühungen der Stadt, die Zahl der Betreuungsplätze zu erhöhen sind spürbar, reichen aber noch nicht. Gleichzeitig muss auch Wohnraum geschaffen werden. Am Heubruch sollen 300 Wohneinheiten entstehen — teils Sozialwohnungen. Auch die sind ein Thema, kämpft die Stadt doch gerade um den Erhalt der Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, deren Schulden den Haushalt belasten.