Meinung WZ-Kommentar zu den Bauarbeiten am Freibad Mählersbeck: Gefangen im Regelgeflecht
Wuppertal · Die Idee klingt erst einmal gut, wenn man rechtzeitig aufhört, darüber nachzudenken.
Europaweite Ausschreibungen ermöglichen durch ein faires Vergabeverfahren allen Unternehmen einen gleichen Zugang zu Aufträgen aus dem In- und Ausland. Der öffentlichen Hand soll das helfen, müsste sie doch eigentlich eine höhere Chance haben, wirtschaftliche Angebote zu erhalten. Doch am Ende führen die Ausschreibungsregularien, so wie sie im Augenblick formuliert sind, eher dazu, dass die öffentliche Hand nur noch im Schneckentempo bauen kann. Schauen wir auf die Baustelle Freibad Mählersbeck. 40 bis 50 Ausschreibungen musste das Gebäudemanagement allein bei dieser mäßig großen Baustelle tätigen. Das sind Monate und Jahre an Papierkrieg. Die Firmen – manchmal unter Zeitdruck oder geplagt vom Fachkräftemangel – sind häufig mit der Bürokratie überfordert. Und ein einzelner Fehler kann einen Bewerber aus dem Rennen werfen. Spätestens wenn Firma und Auftraggeber sich eigentlich einig sind, jedoch ein falsch ausgefülltes Formblatt die Zusammenarbeit verhindert, wird klar: Das Geflecht aus Regeln ist eine Fessel für alle Beteiligten – auch wenn jede einzelne Regel isoliert gesehen ihre Daseinsberechtigung hat. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer fordert schon länger, dass das Vergaberecht einfacher und verständlicher werden muss. Die Politik muss zuhören.