Meinung WZ-Kommentar zum Telenotarzt: Nicht so heftig, wie es scheint
Wuppertal · Wenn man liest, dass Fachkräftemangel selbst da herrscht, wo es um das Leben von Menschen und manchmal auch das Überleben geht, könnte man Bauchschmerzen bekommen.
Eine Initiative von Ärzten favorisiert das Konzept des Telenotarztes, der Rettungssanitätern per Video und durch den Abruf von Gesundheitsdaten Hilfe leisten kann. Doch so existenziell, wie es scheint, ist es nicht. Denn wenn es um schwere Verletzungen oder Erkrankungen geht, wird auch weiterhin ein Notarzt vor Ort sein oder kann nachgefordert werden. Zumal der Anspruch nicht nur darin besteht, den Personalmangel auszugleichen, sodass der Telenotarzt nicht direkt rausfahren muss, sondern auch Kapazitäten freizuschaufeln. So zeigt eine Statistik, dass der Notarzt nur bei 15 Prozent aller Einsätze wirklich gebraucht wird. Eine Frage ist dabei allerdings, wie verlässlich die Technik ist. Denn wenn diese ausfällt oder gar nicht erst zuverlässig funktioniert, ist die zusätzliche Hilfe weit weg. Die Initiatoren betonen hingegen, dass das System keinen Ersatz, sondern eine Ergänzung darstelle. Also sollte sich niemand Sorgen machen, dass künftig Hilfsbedürftige, die den Notruf wählen, mit einer Stimme aus dem Nichts kommunizieren müssen – weil das im Bedarfsfall die Sanitäter tun. Und das sind immer noch Menschen und keine Künstliche Intelligenz. Jedenfalls noch nicht. Aber das ist ein anderes Thema.