Sport Yoga-Kurs hält auch im Homeoffice fit
Barmen. · Anne Eichhorn bietet über eine Facebook Online-Übungen zum Entspannen an.
„Aum vande gurūṇāṁ caraṇāravinde, sandarśita svātma sukhāva bodhe...“ Die Yoga-Stunde von Anne Eichhorn beginnt mit dem Singen des Ashtanga-Yoga-Eingangsmantras, um sich gemeinsam an die Jahrtausende alte Tradition zu erinnern und den Lehrmeistern zu danken. Normal für alle, die regelmäßig Yoga machen, gewöhnungsbedürftig für jene, die zum ersten Mal dabei sind. Danach geht es sofort los mit der ersten Übung: dem Sonnengruß A. Eigentlich wie immer, nur dass die Teilnehmer ihrer Yoga-Lehrerin nicht persönlich im Studio an der Wittensteinstraße 91 gegenüberstehen, sondern sie über einen Bildschirm im eigenen Zuhause beobachten können. Eine von vielen Ideen, die aktuell in der Corona-Krise entstehen, denn drastische Situationen erfordern ja bekanntlich drastische Maßnahmen.
Montags bis donnerstags gibt es um 10 Uhr morgendliches Stretching sowie abends von 18 bis 19 Uhr Ashtanga- oder Faszienyoga, freitags steht nur Ashtanga-Yoga auf dem Programm. Teilnehmen ist ganz einfach: Bei Facebook die Gruppe „athayoga-Online Yoga-Ashtanga und fayo“ suchen, Beitrittsanfrage stellen und mitmachen. Über 120 Yoga-Fans sind bereits Mitglied in der Gruppe und jeden Abend machen circa 30 bis 40 Leute bei den Kursen mit. „Das ist rührend in einer Zeit, wo alle von sozialer Distanz reden“, sagt Anne Eichhorn. „Denn obwohl zwar eine körperliche Distanz herrscht, gibt es keine soziale, weil man trotzdem nicht alleine ist.“ Ihr ginge es zu Anfang vor allem darum, auf irgendeine Weise einen Zugang zu ermöglichen, deshalb war das Angebot bis zu den Osterferien erst einmal kostenlos. Sie denkt darüber nach, jetzt einen kleinen Beitrag zu verlangen, denn Miete und Versicherungen laufen schließlich weiter, erzählt sie. Ein gewisser Teil der Beiträge soll dabei aber auch an die Wuppertaler Tafel oder das Frauenhaus gespendet werden. „Es ist wichtig, in dieser Zeit etwas abzugeben. Wir brauchen zwar körperliche Distanz, aber soziale Nähe.“
Es ist schwieriger, die Umwelt zu Hause auszublenden
Zusammen mit zwei weiteren Yoga-Lehrerinnen hat die 59-Jährige es geschafft, das Studio in die virtuelle Welt zu überführen und die Teilnehmer der Kurse sind begeistert. Es hagelt Lob und Dankbarkeit in den Kommentaren der Videos, es werden Bilder gepostet von den eigenen Übungen und die Freude über eine Ablenkung in Quarantäne oder im Homeoffice ist groß. „Es ist wichtig, wenigstens ein bisschen Normalität im Alltag zu behalten“, betont Eichhorn, die sich für das Zuhause-Studio im Baumarkt bloß einen Scheinwerfer und ein Stativ gekauft hat.
Beim Mitmachen des Kurses fällt jedoch auf, dass es schwierig sein kann, die eigene Umwelt auszublenden: Geräusche im Zimmer nebenan, das Rauschen und Gluckern der Spülmaschine oder die Gespräche der Nachbarn im Treppenhaus. Diese Geräuschkulisse hat man im Studio natürlich nicht und es erfordert viel Konzentration, den Fokus auf den eigenen Körper zu legen und nicht auf das, was um einen herum passiert. Doch mit ein wenig Übung und Zeit wird auch das in Zukunft mit Sicherheit gelingen.