Zwei Brüder aus Vohwinkel geben Vollgas

Benjamin und David Sorg lieben ihren minimalistischen 183-PS-Flitzer.

Vohwinkel. Er beschleunigt wie ein Motorrad, frisst Sprit wie ein 30-Tonner, besitzt keinen Tacho und vernudelt in vier Stunden einen Satz Reifen. Für Benjamin und David Sorg ist das alles kein Grund, ihren Ford Fiesta ST Cup aufs Altenteil zu schieben. Nein, sie lieben ihr Geschoss auf Rädern, den fahrbaren Untersatz, den sie im Langstreckenpokal über die Piste jagen, um später in ihrer Garage in Vohwinkel die Blessuren der Rallyes auszubessern.

Benjamin und David? "Keine Ahnung, was die Eltern sich bei den biblischen Namen gedacht haben." Einen festen Plan hatten sie aber wohl, denn Benjamin blieb der Benjamin, heute 28 Jahre alt, vier Jahre jünger als sein Bruder. Nach dem Vorbild des 2004 verstorbenen Vaters Helmut gingen die beiden Vohwinkeler schon als Jugendliche auf die Rennpiste, zunächst im Kart-Sport beim Wuppertaler Touring-Club.

1995 stiegen sie auf Tourenwagen um, 1998 gründeten sie das Team Sorg Rennsport mit eigenem Fahrzeug. 183 PS bringen den Sorg’schen Flitzer auf eine Spitzengeschwindigkeit von 240 Stundenkilometern. Damit die Leistung stimmt, darf der Wagen kein Gramm zu viel aufweisen. So herrscht im Cockpit gähnende Leere, die den Laien irritieren würde: keine Innenverkleidung, Scheiben aus Kunststoff, Minimalismus bis ins I-Tüpfelchen. Die Devise für die Rennstrecke klingt ebenso spartanisch: "Vollgas oder Aus."

Zum Motorrad fühlen sich die beiden Rennfahrer trotz allem nicht hingezogen. "Man kann nicht alles haben", lautet ein Argument dagegen. Das andere: "So ein Ding kann umfallen wie ein halbes Schwein." An waghalsigen Unternehmen ist den Brüdern ohnehin nicht gelegen, im richtigen Leben pflegen sie einen zügigen, aber gesitteten Fahrstil in einer normalen Familienkarrosse. Da scheint die Blitzanlage gleich vor der Haustür wie ein Lebensmotto.

"Zum Austoben haben wir die Rennstrecke." Doch wer so ein Hobby mit profihaftem Anspruch betreibt, bleibt in den roten Zahlen. Als Disponent (Benjamin) und technischer Zeichner (David) verdienen die Brüder das Geld, das die Grundausstattung sichert. Die laufenden Kosten werden teils aus Einnahmen durch Sponsoren bestritten, teils daraus, dass das Team Sorg bei geeigneter Gelegenheit auch mit zahlenden Gästen auf die Rennstrecke geht.

Eine Position im Profiteam wäre deshalb der Traum, denn "dann wird es lässiger". Ebenso klar ist das Ziel für 2008 definiert: Rennen mit Podestplätzen. Beim 24-Stunden-Rennen in der Eifel belegten sie schon mal Platz fünf.