Vier Tage ist die Düsseldorfer Kö literarisch Bücherbummel zu Pfingsten wieder allein

Düsseldorf · Die Literaturtage finden dieses Jahr getrennt vom Bummel im Oktober statt. Dann wird auch der Literaturpreis verliehen.

Der Bücherbummel lockt Hunderttausende zur Kö.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Bücherbummel wird in diesem Jahr wieder eigene Wege gehen. Jedoch nicht ganz aus eigenen (freien?) Stücken. So wird es zum viertägigen Bücherstöbern auf der Kö erstmals kein begleitendes Literaturprogramm mehr geben. Denn kurz nach dem Bücherbummel 2023 hatte sich Michael Serrer, bis vor wenigen Tagen Leiter des Literaturbüros NRW, bei den Verantwortlichen des Bücherbummels gemeldet und ihnen mitgeteilt, das 14-tägige Literaturprogramm künftig Mitte Oktober veranstalten zu wollen – und somit nicht mehr parallel zum Bücherfest. Das erklärte gestern bei der Vorstellung des inzwischen 37. Düsseldorfer Bücherbummels Jürgen Kron, Leiter des Droste-Verlags.

Die Existenz des Literaturfestes auf Düsseldorfs Flaniermeile zu Pfingsten ist damit zwar nicht gefährdet; und die Stadt hat in diesem Jahr ihre Förderung sogar um 10 000 Euro auf 50 000 Euro angehoben. Doch natürlich wird dieser Schritt bedauert. Zu schön schien der kulturelle Dreiklang im Frühjahr zu sein: mit Bücherbummel, den Literaturtagen sowie der Jazz-Rally. Nachdem bereits im Oktober des vergangenen Jahres sich das Jazz-Spektakel allgemein verabschiedete und nur noch in einem kleineren Format in Bilk weitergeführt werden soll, nehmen nun auch die Literaturtage Abschied vom Bummel.

Die Gründe für den Ausstieg der Literaturtage – sie werden weiterhin vom Literaturbüro NRW, dem Heine-Institut sowie dem Kulturzentrum Zakk veranstaltet – sind nachvollziehbar. Es habe immer schon Schwierigkeiten gegeben, über Pfingsten namhafte Autorinnen und Autoren nach Düsseldorf zu Lesungen zu holen, so Maren Jungclaus vom Literaturbüro. Außerdem hatte man das Gefühl, als Begleitung zum Bücherbummel kein richtiges Profil entwickeln zu können. Das soll Mitte Oktober mit einem kuratierten Programm anders werden; auch könnte es einen roten Faden durchs Programm geben. Vor allem aber erhofft man sich, namhafte Schriftstellerinnen und Schriftsteller vielleicht sogar aus Übersee in Düsseldorf zu engagieren, wenn diese nämlich zur parallel stattfindenden Frankfurter Buchmesse ohnehin in Deutschland sind und ihre neuen Bücher präsentieren. Ob das neue Konzept auch funktioniert, wird – wie so oft – erst der Praxistest zeigen.

Das Programmheft
umfasst 40 Seiten

Mitte Oktober soll zu den Literaturtagen dann auch der mit 20 000 Euro reich dotierte Düsseldorfer Literaturpreis der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse verliehen werden, der diesmal an die Schriftstellerin Ronya Othmann geht. Die Lyrikerin, Erzählerin und Essayistin hat sich mit dem Völkermord an den Jesiden auch ihrer eigenen Herkunftsgeschichte literarisch gewidmet und so auf dokumentarische Identitätssuche begeben.

Das aber ist noch Zukunftsmusik. Zu Pfingsten wird erst einmal der Bücherbummel über vier Bühnen und die für den Autoverkehr gesperrte Kö gehen und – wenn das Wetter mitspielt – bis zu 300 000 Besucher in die Stadtmitte locken. Vier Zentren der Literatur wird es geben, mit jeweils dichtem Programm im Kinderlesezelt, auf der Musikbühne, im sogenannten Brückenzelt (das allerdings neben der Brücke zu stehen kommt) sowie im Lesezelt des Zakk. Auch von diesem kleinen Kontrast lebt der Bücherbummel, wenn alternative Kultur aufs feine Umfeld der Kö trifft. Die sei schließlich für alle da, heißt es aus dem alternativen Kulturzentrum. Oder, wie es Ellen Mülders, Programmchefin für Wort & Bühne augenzwinkernd ankündigt: Das Zakk besetzt die Kö! Und verlegt dafür seinen Biergarten auf die Einkaufsmeile und wird lustvoll wildes Zeug präsentieren: vom türkischen Funk bis zum Tattoostudioroman.

Im Zakk-Zelt wird am Donnerstag, 16. Juni, auch der Bücherbummel um 12 Uhr eröffnet. Dann wird Oberbürgermeister Stephan Keller den Leseförderpreis verleihen, der diesmal an den „Lea-Leseclub“ der Lebenshilfe Düsseldorf gehen wird. Und an gleicher Stelle wird es am Nachmittag munter weitergehen mit dem „Diskurspogo: Literatur und Punk, Ratinger Hof etc.“, bei dem Autor Enno Stahl und Verlagsleiter Jürgen Kron mitmischen.

Ein Programmheft mit 40 Seiten lässt erahnen, dass es viel zu entdecken geben wird, also fast wie immer, wenn die Literatur ihre Finger mit im Spiel hat. Nicht ohne stolz verkünden die Organisatoren, dass es „mehr als“ 100 Veranstaltungen gibt – genau genommen sind es 101. Neben den Bühnenprogrammen bieten zwölf Antiquariate ihre oft preiswerte und manchmal auch kostbare Ware an, sechs Buchhandlungen sind vertreten, vier Institutionen. Die Anmeldezahlen unterscheiden sich kaum von denen aus den vergangenen Jahren. Es gibt also keinen Grund, vom Ende des Traditionsbummels zu orakeln. Für die Zukunft aber wird man sich Gedanken machen müssen, wie auch mit dem Bummel die Heine-Stadt als Bücherstadt lebendig bleibt.

Öffnungszeiten Der Bücherbummel geht vom 16. bis 20. Mai. Die Zeiten: Donnerstag, Freitag und Sonntag von 10 bis 20 Uhr, Samstag von 10 bis 22 Uhr, Montag von 10 bis 18 Uhr.