Die Identifizierung der Opfer wird Tage dauern
Nach der Feuer-Tragödie auf der A2 stehen Experten vor einer schweren Aufgabe: Die Flammen haben fast alle Hinweise zerstört.
Garbsen. Kaffeefahrt in den Tod - was wie der Titel eines schlechten Films klingt, ist seit Dienstag bittere Realität. Auf einer Verkaufsfahrt ins Münsterland sind 32 Senioren gut gelaunt auf dem Heimweg nach Hannover.
Kurz vor der Ausfahrt Herrenhausen dann der Schock: Aus der Bustoilette steigt erst Rauch, dann eine Stichflamme. In rasendem Tempo breitet sich das Feuer aus. Der Fahrer kann seinen Bus noch auf den Seitenstreifen lenken, doch nur ihm und zwölf Gästen in der Nähe der Türen gelingt es, das brennende Fahrzeug zu verlassen.
20 Menschen sterben im Bus. Ihre Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Teilweise ist noch an der Körperhaltung zu erkennen, wie verzweifelt sie versucht haben müssen, dem Feuer zu entkommen.
Zehn Euro kostet die Reise die Senioren aus Hannover zum Prickingshof in Haltern, den "Bauer Ewald" in den 70er-Jahren bundesweit bekannt machte. Hof-Geschäftsführer Thomas Döpper ist schockiert: "Das waren alles Stammgäste, zum Teil waren sie schon mehr als zehn Mal bei uns."
Neben Unterhaltung wird auf der Fahrt auch die obligatorische Verkaufsveranstaltung geboten, die zu jeder Kaffeetour gehört. Diesmal gibt es Kochtöpfe und Pfannen.
Nach der Tragödie liegt das Kochgeschirr zerborsten auf dem Seitenstreifen der A2. Die 13 Verletzten werden in Krankenhäuser gebracht. Der 51-jährige Busfahrer kann die Klinik als erster verlassen, drei Businsassen schweben noch in Lebensgefahr.
Derweil sind Spezialisten mit der Identifizierung der Toten beschäftigt. Genaue Erkenntnisse gibt es nicht, da zu der Fahrt mehr Menschen angemeldet als mitgekommen sind. 39 Passagiere hatten vor teilzunehmen, aber nur 32steigen am Dienstag in den Bus.
Nach Angaben eines Polizeisprechers werden sechs Leichen am Unfallort geborgen. Da die anderen Opfer nicht aus dem Bus geholt werden können, wird das Fahrzeug noch Dienstagnacht zur Polizei in Hannover abgeschleppt. Zum Teil müssen die Helfer die Toten dort mitsamt ihren Sitzen aus dem Bus schneiden.
Es muss alles "blitzschnell passiert sein", sagt der Hannoveraner Polizeipräsident Uwe Binias. Die Identifizierung wird Tage dauern. DNA-Material muss mühsam aus Knochenresten gesichert werden, weil es wegen der Hitze keine Blutreste mehr gibt.
Parallel dazu suchen Ermittler nach der Brandursache. Eine heimliche Zigarette auf der Toilette? Der Bus hatte allerdings kurz vor dem Unglück - nur eineinhalb Kilometer entfernt - noch für eine Zigarettenpause gehalten. Ein technischer Defekt?
Das Fahrzeug ist erst viereinhalb Jahre alt und soll laut dem Busunternehmen Mommeyer regelmäßig gewartet worden sein. Die Staatsanwaltschaft Hannover hat Ermittlungen gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung aufgenommen.