Wolfgang Clement: Der Rächer

Wolfgang Clement, Ex-Superminister und Ex-Ministerpräsident von NRW, genießt und schweigt nicht.

Er habe es ja immer vorausgesagt und davor gewarnt, was jetzt in Hessen passiert ist, sagt er derzeit in jedes Mikrofon, das ihm entgegengehalten wird. Und das sind viele. Der 68-Jährige galt lange als ein Mann von gestern, der sich anders als Heide Simonis nicht in Tanzshows, sondern in Talk-Runden die Zeit vertrieb. Bis er endlich Andrea Ypsilanti als Thema seiner späten Jahre fand: Sie war für ihn die Symbolfigur für all diejenigen in der SPD, die gegen seinen Reformkurs aufbegehrten.

Das waren viele. Niemand aber war so angreifbar wie die von der vagen Aussicht auf die Macht berauschte und zur Lüge bereite Hessin. Das trug Clement ein Parteiausschlussverfahren und viel Aufmerksamkeit ein. Die FDP umjubelt ihn mittlerweile gerne. Die eigene Partei findet ihn jedoch nur noch unerträglich, was aber niemand laut sagt. So wie sie früher die Faust in der Tasche ballte, als es galt, Clement auf Parteitagen zu wählen. Die 58-Prozent-Wahlergebnisse hat Clement wohl als Zustimmung missverstanden. Oder aber als Auftrag, sich später einmal dafür zu rächen.