Ein Traum von Tannenbaum

Schön, groß, bunt und manchmal skurril — Städte übertreffen sich gegenseitig.

Düsseldorf. „Früher war mehr Lametta“, nörgelte einst Loriot über den kargen Weihnachtsbaum der Familie Hoppenstedt.

Was an manchem Christbaum im heimischen Wohnzimmer an Pomp fehlt, tragen die Tannen in Berlin, New York, Rio und Co. an Größe, Schmuck und Lichterglanz gleich doppelt auf — und manchmal wird es auch ein bisschen skurril.

In Rio de Janeiro sind die Menschen besonders stolz auf ihren Baum. Das Prachtstück ist zwar nicht echt, steht dafür aber mit seinen 85 Metern Höhe als größter schwimmender Weihnachtsbaum im Guinness-Buch der Rekorde. Er ziert seit 1996 die Rodrigo des Freitas Lagune.

Den nach eigenen Angaben größten echten Weihnachtsbaum beanspruchen die Dortmunder für sich. Doch auch dort wird geschummelt. Er ist zwar 45 Meter hoch, besteht aber aus 1700 kleinen Rotfichten. Vier Wochen brauchen die Dortmunder, um die Konstruktion auf den Weihnachtsmarkt zu stellen und die 40 000 Lämpchen anzubringen.

Den Dortmunder Baum ziert ein vier Meter großer Engel auf der Spitze. Der wohl bekannteste Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center in New York kann das toppen.

Mitten in Manhattan funkelt auf der Fichte ein 250 Kilogramm schweren Swarovski-Stern. Zur Einweihung waren Kylie Minogue, Jessica Simpson und Sheryl Crow angereist. Auf den roten Knopf zum Anschalten der Lichter durfte Bürgermeister Michael Bloomberg drücken.

Ausgenadelt hat es sich vor der Gedächtniskirche in Berlin. Fast aus Tradition wird über die Tanne gemeckert. Entweder war sie den Berlinern zu lang, zu mickrig oder zu unansehnlich. In diesem Jahr krönt ein aufblasbarer Plastikbaum den Platz — und es wird wieder gemeckert.

Im Kanzleramt kann es sich Angela Merkel unter echtem Grün gemütlich machen, und das kostenlos. Die Tanne wird abwechselnd von den Waldbesitzerverbänden der Bundesländer gestiftet. In diesem Jahr kommt sie aus dem Fichtelgebirge.

Auch die Engländer können sich über eine Spende für den Trafalgar Square in London freuen — der Gönner ist Oslo. So günstig sind die Brüsseler nicht weggekommen, ihre 35 Jahre alte Konifere aus dem Sauerland hat 5000 Euro gekostet.

Bis in die 40er Jahre wetterte der Papst gegen Weihnachtsbäume. Jetzt hat er einen 30 Meter hohen. Die gespendete Tanne kommt per Sondertransport aus Tirol und steht auf dem Petersplatz in Rom.

Beweglich ist der Baum in den Schadow Arkaden in Düsseldorf. Zu jeder vollen Stunde dreht er sich zu klassischer Musik im Kreis. Und er ist pompös geschmückt — damit wäre auch Loriot zufrieden.