Fady: „Nervosität bringt ja nix“
Der „Schnulzenkaiser“ Fady Maalouf über seine misslingende Diät und seine starke deutsche Seite.
Köln. Ein sanft melancholischer Augenaufschlag unter atemberaubend langen Wimpern: Fady Maalouf hat den gewissen Herzensbrecher-Blick - und das weiß er auch. Kurz vor dem Superstar-Finale bei RTL zeigt sich der Hamburger zudem in aufgeräumter Kicherlaune.
In der Villa der DSDS-Kandidaten in Köln wohnt der 29-Jährige mittlerweile nur noch mit Konkurrent Thomas Godoj. Die Stimmung sei entspannt, finstere Blicke beim Frühstück gebe es nicht. "Thomas ist oft bei seinen Eltern in Recklinghausen. Und ich", Fady kichert, "versuche jeden Tag, eine Diät zu machen - klappt aber nicht."
Ob die Hose über der Hüfte spannt, gehörte lange zu den weniger vordringlichen Problemen des gebürtigen Libanesen. Gleich nach seiner Geburt detonierten Granaten am Haus seiner Eltern in Beirut. Ein Splitter streifte den Säugling unter dem rechten Auge.
Seitdem hat Fady dort eine Narbe, die aussieht wie eine Träne. Die Eltern wollten den Jungen möglichst vom Bürgerkrieg fernhalten. Mal schickten sie Fady zu Verwandten nach Griechenland, zeitweise lebte er auch bei einem Onkel in Bordeaux.
Als er mit 13 Jahren mal wieder in Beirut war, trafen ihn erneut Granatsplitter im Gesicht, mehrmals musste er operiert werden. "Ich sperrte mich monatelang in meinem Zimmer ein", sagt Fady. Gerettet habe ihn die Musik: Angefangen vom Chor seiner katholischen Schule über jahrelangen Gesangsunterricht bis zu Auftritten in Pianobars - im Rückblick eine gründliche Vorbereitung auf die RTL-Talentshow.
Dennoch hat Fady nicht Musik, sondern Modedesign studiert und reiste als Assistent mit den libanesischen Top-Designern Elie Saab und Robert Adi Nader nach Paris zu den Haute-Couture-Schauen.
Als er vor zwei Jahren nach Hamburg kam, wollte er eigentlich wieder in der Modebranche arbeiten. Aber weil das nicht klappte, verdiente er sein Geld in einem Café. Doch nun spricht er davon, bald seine erste eigene Linie herauszubringen: "T-Shirts und Jeans für Mädchen, mit ganz vielen Farben."
Viele Pläne hat er, viel Ehrgeiz auch. Doch manchmal scheint es, als belaste die Show Fady enorm. Einmal konnte er nicht schlafen und trank so viel Kaffee, dass er zusammenklappte. Vorige Woche machte ihm der Kehlkopf zu schaffen. Doch vor der großen Entscheidung beschwört sich Fady selbst: "Ich fühle mich ganz toll. Ich habe gelernt, dass Nervosität nix bringt. Ich komme mir vor wie ein Abenteurer."
Kann er sich vorstellen, je wieder in den Libanon zurückzugehen? "Ich? - Da leben? - Nein." In Deutschland habe er als Mensch und Künstler seinen Weg gefunden. Wenn er auf der Straße erkannt werde, "habe ich das Gefühl, dass ich in Liebe adoptiert bin". Die Deutschen hätten so eine schöne offene Mentalität. Schließlich habe er selbst eine starke deutsche Seite. Seine Großmutter sei aus Berlin, sein Vater dort aufgewachsen. Und sein Urgroßvater habe sogar Wagner geheißen - "deutscher geht es wohl nicht".
Am Samstag kurz vor Mitternacht wird feststehen, ob Fady oder Thomas der neue RTL-Superstar wird. Hat er - nur mal ganz kurz - daran gedacht, was wird, wenn er nicht gewinnt? Fady lacht los: "Diesen Gedanken lasse ich gar nicht in meinen Kopf. Das ist un-möglisch."