Fernreisen: Touristen und das Elend der Tiere

Wer tierische Souvenire mitbringt, schadet der Natur.

Düsseldorf. Das Sammelsurium mutet an wie das Inventar eines kolonialen Herrenzimmers aus dem 19. Jahrhundert: Da bleckt ein präpariertes Krokodil dem verschreckten Betrachter die Zähne entgegen. An einer Halskette reihen sich Elfenbein-Schnitzereien aneinander. Und in einer Schnapsflasche windet sich der Kadaver einer Schlange.

Die bizarren Souvenire entstammen der Asservatenkammer des Zolls. Auf einem Informationstisch im Terminal B des Düsseldorfer Flughafens liegen sie aus - als Beispiele für den Missbrauch artengeschützter Tiere aus Reiseländern.

Das Bundesamt für Naturschutz will in Zusammenarbeit mit dem Zoll gegen ein unerfreuliches Phänomen des modernen Tourismus kämpfen: Urlauber nehmen als Andenken an fremde Länder exotische Tiere mit - meist mumifiziert und zum Accessoire weiterverarbeitet, im Extremfall aber auch lebendig, kleine Affen etwa oder Schildkröten.

"Vielen Reisenden gibt es einen Kick, Mitbringsel dieser Art nach Hause mitzunehmen", sagt Brond-Hendrick Böttcher, leitender Zollbeamter am Flughafen.

Doch jedes importierte Tiersouvenir kommt einer Grabschaufel für die jeweilige Art gleich. Ob die Boa aus Südostasien oder der Graupapagei aus Nordafrika: Viele Tiere aus Übersee zählen zu den etwa 8000 Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Ihre Einfuhr, ob tot oder lebendig, ist verboten. Wer dagegen verstößt, handelt sich ein Bußgeld ein oder muss - falls Vorsatz unterstellt werden kann - mit einem Strafverfahren rechnen.

In den Jahren 2007 und 2008 konnte der Zoll in Deutschland 1000 Fälle ausfindig machen. Allein am Düsseldorfer Flughafen wurden im vergangenen Jahr 125 Fälle registriert. Die entsprechende Zahl der in Deutschland sicher gestellten Einzelstücke belief sich 2008 indes auf 21000. Die hohe Zahl ist unter anderem dadurch zu erklären, dass manche Flugzeuggäste gleich mehrere Tiersouvenirs mitbringen, weil sie gewerbsmäßig Handel damit betreiben.

Das Zahlenwerk schließt im übrigen auch die Einfuhr bedrohter Pflanzen wie Orchideen ein - ebenfalls ein Angriff auf die Natur, der Sorge bereitet. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, sagt: "Die Dunkelziffern sind vermutlich weitaus höher."

Das sicher gestellte Tier-Elend landet entweder - wenn präpariert - als Lehrmaterial in Schulen und Museen. Oder, wenn noch lebendig, in zoologischen Gärten. Informationen für Urlauber zu bedrohten Arten: