Schock in der Kita: Kinder schlucken vergessene Pillen
Kinder hielten Psychopharmaka für Süßigkeiten. Klinik gibt Entwarnung. Staatsanwalt: „Bedauerlicher Unglücksfall.“
Wuppertal. Schock in einer Wuppertaler Kindertagesstätte: Fünf Kinder zwischen drei und sechs Jahren wurden bis Donnerstag wegen Vergiftungen behandelt, ein Mädchen (2) auf der Intensivstation. Der Grund: Die Kinder hatten Tabletten, die ein Besucher morgens unbeaufsichtigt in der Kita-Garderobe liegen gelassen hatte, für Süßigkeiten gehalten und davon "genascht".
Gegen den Mann - der 20-Jährige hatte seinen Neffen zur Kita gebracht - wird wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Am Donnerstag gab die Wuppertaler Kinderklinik Entwarnung. Von 24 Kindern hätten jene fünf zwar Vergiftungserscheinungen - Gehstörungen, Fieber und Müdigkeit - gezeigt. Diese fünf Kinder seien aber am Donnerstag alle wieder entlassen worden. Bleibende Schäden schließt die Klinik aus.
Die Sorge der Eltern war trotzdem groß. Sie erstatteten unter anderem Anzeige gegen die Erzieherinnen. Der Vorwurf: Sie hätten besser aufpassen und sofort einen Notarzt verständigen müssen. Die Kita-Leitung und der Rechtsanwalt des Trägers (Internationaler Bund) wiesen die Vorwürfe am Donnerstag zurück.
Kurz nachdem festgestellt wurde, dass die Kinder die Tabletten eingenommen hatten, habe die Kita-Leitung vorschriftsmäßig die Giftnotrufzentrale eingeschaltet. Von dort sei die Mitteilung gekommen, dass das Medikament (Psychopharmaka Risperdol) nicht lebensgefährlich sei und man die Eltern informieren solle. Laut Kita-Leitung ist das auch geschehen.
Die Staatsanwaltschaft sieht demnach derzeit auch keinen Grund, die 15 Jahre alte Einrichtung zu schließen. Behörden-Sprecher Wolf Baumert: "Das ist ein bedauerlicher Unglücksfall, der glimpflich ausgegangen ist."
Der 20-Jährige, der die Tabletten vergaß, habe sich in seiner Vernehmung tief bestürzt gezeigt. Die Medikamente hatte er für einen Verwandten in der Apotheke besorgt - ganz legal.