Frostig kalt: Winzer starten Eisweinlese

Mainz (dpa). Bei frostigen Temperaturen hat am Freitag die Eisweinlese in Deutschland begonnen. Winzer und Helfer rückten in der Pfalz, in Franken und Württemberg schon in den frühen Morgenstunden aus, um gefrorene Trauben von den Rebstöcken zu schneiden.

Vielerorts wurde Eiswein mit einem enorm hohen Zuckergehalt geerntet.

Die Öchsle-Grade erreichten etwa in Franken Werte von über 200. Da es in der Nacht zum Samstag noch kälter werden sollte, wurde aber nicht alles geschnitten, um noch höhere Öchsle-Grade zu erzielen - je kälter, desto süßer. Eiswein ist für viele das i-Tüpfelchen auf einem Wein-Jahrgang. Er wird in der Regel zum Dessert oder als Aperitif getrunken. Eine Flasche kann bis zu 100 Euro kosten.

In Wiltingen an der Saar im Anbaugebiet Mosel erntete das Weingut Reichsgraf von Kesselstatt bei minus acht Grad zwischen 2500 und 3000 Kilo Riesling-Trauben. "Das wird um die 500 Liter Eiswein ergeben", sagte Betriebsleiter Wolfgang Mertes. Der edelsüße Wein wird voraussichtlich ein Mostgewicht von 130 Grad Öchsle haben. Im fränkischen Sommerach schnitten Lesehelfer 600 Kilogramm Silvaner- Trauben von den Stöcken. Die sollen etwa 500 kleine Bocksbeutel (0,375 Liter) ergeben.

Für Eiswein werden mindestens 125 Grad Öchsle benötigt. Die Kälte sorgt für einen sehr konzentrierten Saft mit intensiven Aromen. Beim Pressen der überreifen Trauben laufen Zucker und Extraktstoffe in konzentrierter Form ab - das in den Beeren enthaltene Wasser bleibt als Eis auf der Kelter zurück. Für die Winzer stellt es ein hohes Risiko dar, die Trauben nach der üblichen Weinlese im Herbst bis Dezember oder Januar hängen zu lassen.

Denn ohne Dauerfrost können die Trauben nicht gelesen werden - die Ernte wäre dahin. In der Pfalz wurden die Trauben für die edelsüße Rarität bei fast minus zehn Grad gelesen. Beim Weingut Werner Anselmann aus dem pfälzischen Edesheim gelang im zweiten Jahr mit der Rebsorte Cabernet-Sauvignon ein roter Eiswein.

Auch im rheinhessischen Bingen-Dromersheim waren Lesetrupps unterwegs. Insgesamt wird es nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI) aus Mainz in diesem Winter aber weniger Eiswein als im Vorjahr geben. Die Erträge seien 2009 ohnehin geringer als sonst gewesen - daher hätten viele Winzer im Herbst gleich die ganze Ernte reingeholt.