Heinz Schenk: Der Babbler vom Blauen Bock
TV-Urgestein Heinz Schenk feiert 85. Geburtstag: Heute kümmert er sich um Computer statt um Bembel.
Frankfurt. Diesem Urgestein der Volkstümlichkeit zollen sogar Rockmusiker Respekt. "Unser David Bowie heißt Heinz Schenk", singen die Rodgau Monotones in den 80er Jahren. Auch wenn der Oberkellner aus der legendären ARD-Show "Zum Blauen Bock" eher fürs Schunkeln als für innovative Popmusik steht - sein Kultstatus ist unbestritten. Heute feiert der Entertainer und Schauspieler Schenk seinen 85. Geburtstag.
21 Jahre und 208 Folgen lang servierte der gebürtige Mainzer in der Sendung reichlich Musik, Kalauer und Äppelwoi. Bis zu 20 Millionen Zuschauer schalteten am Samstagnachmittag und später Samstagabend ein, wenn sich die Tore von Schenks Äppelwoi-Wirtschaft öffneten. "Die Leute gingen an mir vorbei und grüßten mit ,Guten Tag, Herr Bock!’", erinnerte sich der Moderator später.
Schon als Jugendlicher hat der Sohn eines Drogisten und einer Solotänzerin Büttenreden in der Mainzer Fastnacht gehalten. Mit 15 nahm er Schauspielunterricht, schlug sich nach dem Krieg als Conférencier in Varietés durch und landete in den 50er Jahren als Radiomoderator beim Hessischen Rundfunk.
Der Durchbruch gelang Schenk 1966, als er an der Seite von Lia Wöhr erstmals im "Blauen Bock" auftrat, wobei er seine Texte und die Konzepte für die Showeinlagen selbst schrieb. Er brachte Bernhard Grzimek und Rosi Mittermaier vor laufender Kamera zum Singen, verteilte insgesamt 6500 Ehrenbembel und schaffte es mit seinem knarzig vorgetragenen Lied "Es ist alles nur geliehen" in die ZDF-Hitparade.
Erst 1987 gab er seinen Job als TV-Oberkellner auf. Danach trat der gelernte Teppichverkäufer im Volkstheater Frankfurt auf, veröffentlichte Bücher und Schallplatten und feierte in den 90er Jahren sogar ein TV-Comeback mit der Sendung "Fröhlich eingeSchenkt".
Dass manche Intellektuelle über sein Schlappmaul-Getümel die Nase rümpften, schien ihm nie viel auszumachen. Er pflegte einen eigenen Humor und soll lange ein Auto mit dem Kennzeichen "WI-TZ 3" gefahren haben.
Schenk geht es bis heute gut, er hat sich aber aus der Öffentlichkeit ganz zurückgezogen. Der passionierte Skatspieler, Hobbygärtner und Computerfreak will sich an seinem Geburtstag zuhause in Wiesbaden von Ehefrau Gerti und Freunden feiern lassen. Auf dem Bildschirm aber ist der babbelnde Fernsehwirt weiter präsent. Der Hessische Rundfunk sendet regelmäßig am Samstagnachmittag Ausschnitte alter "Blauer Bock"-Sendungen - mit satten Einschaltquoten, wie ein HR-Sprecher betont.