Karrierechancen: Ganz oben sitzt selten eine Frau

Nur jede fünfte Führungskraft in der Wirtschaft ist weiblich. Deutschland hinkt hinterher.

Düsseldorf. Die Botschaft kommt rechtzeitig zum internationalen Frauentag morgen, sie ist zumindest für an Gleichberechtigung Interessierte wenig überraschend: Spitzenjobs sind in deutschen Firmen nach wie vor eine Männerdomäne. Nur 24 Prozent aller Führungskräfte sind Frauen, wie eine aktuelle Studie, die NRW-Frauenminister Armin Laschet (CDU) am Dienstag vorlegte, belegt.

Dabei gibt es einen klaren Trend: Je größer das Unternehmen, desto geringer der Anteil der weiblichen Chefs. Bei Konzernen mit mehr als 500 Beschäftigten gibt es nur knapp über 20 Prozent Chefinnen, während die Quote bei Kleinbetrieben mit weniger als 50 Beschäftigten bei rund 30 Prozent liegt.

Eine Erklärung liefert dafür auch der Branchenvergleich. Beispielsweise bei den Dienstleistern für den Haushalt - darunter sind die zahlreichen Pflegedienste für Senioren. Das ist eindeutig eine weibliche Domäne auch in Führungspositionen, immerhin gibt es hier eine Quote von 49 Prozent.

Fast gleich hoch ist der Anteil der Chefinnen im Einzelhandel. Das sind meist Filialleiterinnen bei den großen Discounterketten, von einem Sitz im Vorstand sind diese Frauen gleichwohl weit entfernt.

Es gibt also so etwas wie weibliche und auch männliche Branchen. Denn etwa beim Baugewerbe ist nur jeder 16. Boss eine Frau, im Bereich des verarbeitenden Gewerbes und der Energiebranche sieht es nicht sehr viel besser aus. Das aber sind genau die Bereiche, die sehr hohe Umsätze haben und in denen auch die Vorstandsbezüge oft üppig ausfallen.

Internet Gibt man bei der Suchmaschine google den Suchbegriff Unternehmenschefin ein, kommt man folgende Frage gestellt: Meinten Sie Unternehmenschef? Trotz dieser Frage erhält man 695 Suchergebnisse. Unter der Suchfrage "Unternehmenschef" sind es dagegen 72 700 Ergebnisse.

Neue Bundesländer Im Osten der Republik ist der Anteil der Frauen in Führungspostionen knapp 30 Prozent höher als in den alten Bundesländern. Das liegt daran, dass es mehr kleinere Betriebe gibt, in denen auch Frauen häufiger Chef sind.

Europa Andere europäische Länder sind in der Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf viel weiter als Deutschland: So gibt es beispielsweise die neue Frauenquote im Management großer privater Unternehmen in Skandinavien. Frankreich dagegen hat sowohl eine höheren Geburtenrate, als auch einen Führungskräfteanteil von rund 35 Prozent.