Tiersprache: So verstehe ich meinen Hund
Eine Geste kann genau wie beim Menschen mehrere Bedeutungen haben.
Frankfurt. Wenn Männer und Frauen miteinander reden, dann reden sie eigentlich immer aneinander vorbei - sagen vor allem Männer und gehen dann eine Runde mit dem Hund: Der widerspricht nicht! Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Hunde haben über ihre Körpersprache jede Menge zu "sagen", nur verstehen die Halter vieles davon falsch oder überhaupt nicht. Bei anderen Tierarten ist das ganz ähnlich. Ein Miauen ist zum Beispiel längst nicht gleich ein Miauen.
"Was Menschen oft falsch einschätzen, ist das Schwanzwedeln beim Hund", sagt Astrid Behr vom Berufsverband Praktizierender Tierärzte. Klar: Wenn sich der Hundeschwanz hin und her bewegt, während der Halter den Napf füllt, dann freut sich der Vierbeiner, dass es gleich etwas zu fressen gibt. Spannt sich allerdings gleichzeitig der Körper des Hundes an und wird sein Gang steif, ist Vorsicht angesagt. "Dann bedeutet das, dass seine Stimmung bald in Angriff oder Verteidigung, also in Aggression, umschlagen könnte."
Auch bei einer Katze kann das Schwanzwedeln Astrid Behr zufolge unterschiedliche Bedeutungen haben: "Wenn sie sauer ist, legt sie die Ohren flach an den Kopf, gleichzeitig bewegt sich der Schwanz heftig hin und her." Manchmal deutet das Wedeln aber auch auf eine erhöhte Aufmerksamkeit hin - wenn die Katze zum Beispiel etwas fixiert, auf das sie sich gleich stürzen will. "Man muss solche Äußerungen immer im Ganzen betrachten", sagt Tierärztin Behr.
Das gilt etwa auch, wenn sich ein Hund auf den Rücken rollt: "Das ist oft eine Unterwürfigkeitsgeste", erläutert Steffen Seckler vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn - vor allem, wenn das Tier dabei seine Kehle in Richtung des Halters reckt: "Das heißt: Ich gebe auf, ich akzeptiere deine höhere Position in der Rangordnung."
Manchmal rollen sich Hunde aber aus purem Spaß auf den Rücken - und dann ist für den Halter der Spaß oft ganz schnell vorbei: "Wenn für Hunde etwas ganz gut riecht, wollen sie das an ihrem Fell haben und wälzen sich darin", erklärt Behr. "Das kann im Wald durchaus Aas sein, und das riecht für Menschen ganz furchtbar."
Einige Verhaltensweisen erscheinen vielen Tierbesitzern schlicht rätselhaft. Was bedeutet es etwa, wenn die Katze mit den Vorderpfoten trippelt? "Das ist der ,Milchtritt’ - ein Jungtierverhalten, das den Milchfluss beim Muttertier auslösen soll", erklärt Jörg Turk vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF). Wenn eine Hauskatze vor ihrem Halter trippelt, dann kann sich dieser freuen, denn das heißt mehr oder weniger: Ich hab dich gern!
Wenn Hunde genau das und damit auch ihre Unterwürfigkeit bekunden wollen, springen sie manchmal am Herrchen hoch. "Unterwürfige Hunde lecken dem ranghöheren Hund die Mundwinkel und versuchen, das auf den Halter zu übertragen", erklärt Behr. Wer das - zu Recht - als Unart versteht, kann es dem Hund abgewöhnen, indem er sich bei der nächsten Annäherung bückt oder die Hand zum Lecken hinhält.
Noch ein wenig verzwickter wird das Entschlüsseln der Tiersprache dadurch, dass ein und dieselbe Körperäußerung bei verschiedenen Arten unterschiedliche Dinge bedeuten kann: Ducken sich Katzen mit den vorderen Pfoten, sind sie bereit zum Angriff. "Wenn dagegen der Hund mit den Vorderpfoten niedergeht, aber das Hinterteil und den Schwanz hoch reckt, dann ist das eine Aufforderung zum Spielen", sagt Turk. Zum Glück werden manche Hunde da deutlicher: Sie schleppen einfach ihr Lieblingsspielzeug an. Und was bedeutet es, wenn die Katze hartnäckig miaut? "Das kann eine Begrüßung sein oder der Hinweis ,Hallo, die Tür ist zu, ich will aufs Katzenklo’", so Behr.
Tiersprache Auch Nager oder Vögel haben eine ihnen angeborene bestimmte Verhaltensweise. Im Allgemeinen kann man diese Tiere aber schwerer als Hunde und Katzen einschätzen. "Manche Vögel beugen zum Beispiel den Kopf und zeigen so, dass sie gekrault werden wollen - und im nächsten Moment hacken sie einen", sagt Expertin Astrid Behr. Da hilft nur eines: Das Tier genau beobachten und sich die Eigenarten merken.
Gruppenhaltung "Wenn man Nager oder Vögel in Paaren oder Gruppen hält, wie es ja sein soll, kommunizieren sie noch weniger mit dem Halter", sagt Experte Jörg Turk. Sie beschäftigen sich eben lieber mit ihren Artgenossen. Das entspricht ihrer Natur.