Mordverdacht gegen die Wettmafia
„Döner-Morde“ könnten mit dem Wettskandal zu tun haben.
Hamburg/ Wiesbaden. Mordverdacht im Wettskandal? Die Staatsanwaltschaften in Bochum und Nürnberg sollen der Frage nachgehen, ob eine ungeklärte Mordserie in Deutschland etwas mit der Fußball-Wettmafia zu tun hat. Das Bundeskriminalamt (BKA) sprach am Sonntag von einem laufenden Verfahren, ohne Einzelheiten zu nennen.
Nach einem Bericht des "Spiegel" haben die Ermittlungen wegen verschobener Fußballspiele einen Hinweis auf die sogenannten Döner-Morde in Deutschland ergeben. Zwischen den Jahren 2000 und 2006 waren insgesamt acht Türken und ein Grieche ohne erkennbares Motiv erschossen worden - mit derselben Waffe.
Die "Bild am Sonntag" zitiert nach eigenen Angaben einen Angehörigen des Oberlandesgerichts Nürnberg mit den Worten: "Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen." Er verwies auf einen 42-Jährigen - einen Türken, der nach den Medienberichten als Wettpate unter Verdacht stehen und in seinem Heimatland einen Mord in Auftrag gegeben haben soll.
Nach "Spiegel"-Informationen ergab sich diese Spur aus einem abgehörten Telefonat. Das Magazin berichtete zugleich, der Anwalt des 42-Jährigen habe erklärt, sein Mandant habe mit den Tötungsdelikten nichts zu tun. Die Vorwürfe basierten auf längst entkräfteten Verleumdungen.
Unterdessen gaben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) am Sonntag vorläufig Entwarnung für ihr Premiumprodukt Fußball-Bundesliga. Die höchste deutsche Spielklasse scheint vom Strudel der weltweiten Korruptionen nicht erfasst worden zu sein.
Nach erster Einsicht in die Ermittlungsakten der Bochumer Staatsanwaltschaft sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Ich kann guten Gewissens sagen, dass sich die Dinge, die aufzuarbeiten und zu bestrafen sind, deutlich unterhalb der 1.und 2. Liga bewegen werden." Ligapräsident Reinhard Rauball bestätigte: "Die Bundesliga ist nicht betroffen."
Seit Donnerstag wühlen sich vor allem Zwanziger, DFB-Justiziar Jörg Englisch, gleichzeitig Leiter der Task Force "Wett- und Spielmanipulation", und Robert Weise, Abteilungsleiter Sportgerichtsbarkeit, durch die Akten. "Man muss der Polizei und der Staatsanwaltschaft ein Riesenkompliment für ihre Arbeit machen", sagte Zwanziger. So werde eine gründliche und zeitnahe Aufklärung erleichtert.