Münte sagte zügig „Ja“
Ex-SPD-Chef Franz Müntefering (69) heiratete auf der Zeche Zollverein die 40 Jahre jüngere Michelle Schumann.
Essen. Zwei Mal hörten die Hochzeitsgäste "Ja, ich will!" - Sekunden später heißen die Brautleute beide Müntefering. Auf den roten Schal hatte Ex-SPD-Chef "Münte" zu seiner dritten Hochzeit allerdings verzichtet. Dafür hält die Braut (29) einen roten Strauß in der Hand. Franz Müntefering an der Seite von Tochter aus erster Ehe und Trauzeugin Mirjam zögert in der halbstündigen Zeremonie nicht lange.
Der 69-jährige Sauerländer im eleganten schwarzen Anzug mit silbergrauer Krawatte streift seiner jungen Braut zügig den Ring über. Die Genossin aus Herne lässt sich auch nicht lange bitten. Um 14.30 Uhr sind Franz Müntefering und Michelle Schumann Mann und Frau.
Wohnen werden die beiden Westfalen in ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg. Dort ist der Bräutigam schon vorher eingezogen. Aber es geht noch auf Hochzeitsreise. Wann und wohin, wussten auch seine Freunde nicht genau.
Auf großen Pomp und Prominenz hatte das Paar verzichtet. Nur einige Freunde und Familienangehörige waren geladen. Getrennt fahren die Brautleute vor der Kohlenwäsche des imposanten Weltkulturerbes Zeche Zollverein in Essen vor. Beide steigen im Abstand von wenigen Minuten aus ihren Limousinen und verschwinden durch den Hintereingang - "Münte" grüßend, einen grauen Mantel übergeworfen, Michelle lächelnd im schneeweißen Kuschelmantel. Mehr ist den Fotografen und wenigen Schaulustigen in der Eiseskälte nicht gegönnt.
Luxuriös ist für die Gesellschaft dann die Aussicht in luftiger Höhe. Braut und Bräutigam genießen zusammen mit ein paar Dutzend Freunden und Familienangehörigen den Blick aus 38Metern Höhe auf das Ruhrgebiet, aus dem die Braut stammt. Der Erich-Brost-Pavillon unter dem Dach der Kohlenwäsche ist nach dem Zeitungsverleger und SPD-Mitglied Brost benannt. Das Paar hatte den Saal also mit Bedacht gewählt.
"Ich bin Sozialdemokrat, immer", hatte SPD-Oberhaupt Franz Müntefering bei seiner Rücktrittsrede am 13. November in Dresden gesagt. Jetzt ist er noch Abgeordneter.
Sein Rücktritt als Parteichef und die Kritik aus eigenen Reihen an der Rente mit 67 lieferte genauso viel Gesprächsstoff, wie seine Liebe zur 40 Jahre jüngeren Partnerin. Über das Für und Wider des Altersunterschiedes hatten sich nach Bekanntwerden der Beziehung im Sommer vor allem bunte Magazine ausgelassen.
Die meisten Menschen wünschen dem Paar einfach nur Glück. Johannes Heesters, 106 Jahre alt und mit der 46 Jahre jüngeren Simone Rethel verheiratet, hatte sogar Ehetipps für "Münte" parat. Die Liebe pflegen und auf seine junge Frau eingehen, sagte er dem Jüngeren via "Bunte".
In Münteferings katholisch geprägter Heimatregion, dem Sauerland, gibt es auch andere Meinungen. Sein langjähriger Weggefährte und Freund Gerd-Josef Plass formuliert das so: "Es ist nicht so sehr der Altersunterschied, sondern vielmehr die frühe Ehe nach dem Tod seiner Frau Ankepetra, was die konservativen Sauerländer juckt und für Gesprächsstoff sorgt." Seine zweite Frau starb im Juni 2008 an Krebs.
Weggefährte Plass denkt etwas anders, hat für das Paar ein besonderes Geschenk: Eine Chronik "700 Jahre Sundern", der Stadt, wo er und Münte groß geworden sind. Zehn Seiten darin hat Plass seinem Freund gewidmet. In Essen ist der gesundheitlich angeschlagene Plass nicht dabei. Gefeiert wird später in Sundern. "Das wird nachgeholt." Der Bräutigam wird ja im Januar 70.