Nick wartet auf ein Wunder
Der drei Jahre alte Junge aus Düsseldorf braucht ein neues Herz – das Herz eines Kindes.
Düsseldorf. Familie Ludwig aus Düsseldorf wartet auf ein Spenderherz für den jüngsten der drei Söhne. Der kleine Nick wird im Januar drei Jahre alt. Das hoffen Ludwigs zumindest. Denn die Herzmuskeln des Jungen sind stark beschädigt. Eine Operation ist ausgeschlossen. Nur eine Transplantation kann ihn retten.
12000 Patienten warteten im vergangenen Jahr bundesweit auf eine Organspende. Spender gab es knapp 1200. Davon waren 41 zwischen null und 16J ahren. Es sind tragische frühe Todesfälle. Aber sie ermöglichten anderen das Weiterleben. "Allein bei uns warten derzeit 13 Kinder auf ein Spenderherz. Bundesweit werden es mindestens 40 sein", sagt Jürgen Bauer, Oberarzt der Kinderkardiologe im Universitätsklinikum Gießen. "Bei der Spende muss alles passen, vor allem Gewicht und Blutgruppe. Das kann dauern."
Auch der kleine Nick aus Düsseldorf wird in der Kinderabteilung in Gießen behandelt. Dabei begann im Herbst alles recht harmlos mit einer Bronchitis. Plötzlich kamen hohes Fieber und eine Lungenentzündung hinzu. Der Arzt überwies den Jungen in eine Düsseldorfer Klinik. Dort wurde ein zu großes Herz festgestellt. Nick kam in eine Duisburger Spezialklinik. Er wurde nochmals untersucht und kam sofort auf die Intensivstation. Tags drauf brachte ihn ein Hubschrauber ins Gießener Klinikum. Dort wird transplantiert - wenn ein Spenderherz da ist.
Wenn eine Familie ein Kind verliert, denkt sie in den wenigsten Fällen an Organspende. "Es ist die Entscheidung der Angehörigen. Wir können nur appellieren, die Spende zuzulassen", sagt Nadine Körner von der Deutschen Stiftung Organtransplantation mit Zentralsitz in Frankfurt. Denn Fälle wie Nick gebe es viele. Doch immer noch sei die Organspende von Kindern für viele ein Tabuthema.
Das will Anita Ludwig ändern. Die Monheimerin ist die Großmutter des kleinen Nick und hat sich an unsere Zeitung gewandt. "So schlimm der Tod eines geliebten Menschen ist: Mit der Entscheidung zur Spende wird Leben gerettet", will die 63-Jährige wachrütteln.
"Tatsächlich verlaufen etwa 90 Prozent der Herztransplantationen gut", erklärt Kinderkardiologe Bauer. Im Gießener Klinikum bekommt der kleine Nick Medikamente, auf die sein Körper noch positiv reagiert. Seit dem 6. November ist er nun auf der Spenderliste. Sollte sich sein Zustand verschlechtern, hilft nur noch ein sogenanntes Kunstherz. Die Apparatur übernimmt von Außen die Pumpfunktion des Herzens. Bei Kindern kann das jedoch in der Regel nicht länger als ein halbes Jahr angewendet werden.
Mutter Tanja Ludwig ist wochentags in der Klinik bei Nick. Wenigstens übernimmt die Krankenkasse die Kosten für ein Apartment auf dem Krankenhausgelände. Am Wochenende fährt Tanja Ludwig nach Hause. Denn da sind auch noch die Söhne Timo (12) und Marco (14). Der Vater ist dann den Samstag und Sonntag beim kleinen Nick - und hofft auf ein Wunder.