Schwarzhandel: Zu Take That nur mit Ausweis
Bei „ausverkauften“ Veranstaltungen gibt’s im Internet sofort Karten zu Wucherpreisen — jetzt wird gegengesteuert.
Düsseldorf. Als Bernd Lewkowicz am Sonntag hörte, der Eurovision Song Contest im Mai 2011 sei schon nach wenigen Stunden ausverkauft gewesen, schüttelte er nur den Kopf: „Mir war direkt klar, dass hier die Schwarzhändler im großen Stil zugeschlagen hatten“, sagt der Düsseldorfer Konzertveranstalter.
Denn schon vor dem offiziellen Verkaufsstart um 12.12 Uhr bei „dticket“ habe er bei den üblichen Verdächtigen Karten für Lena und Co. zum vielfachen Preis im Internet gefunden.
Lewkowicz kennt das grassierende Phänomen des Schwarzhandels: „Für mich sind das Kriminelle, die handeln teilweise mit Karten, die sie selbst noch nicht besitzen.“ Erst wenn ein Kunde bestellt habe, besorgen sich Agenturen manchmal die Tickets in der weiten Welt des Internets.
Für Aufsehen in der Branche sorgen jetzt die personalisierten Karten, die es für die drei Konzerte von Take That in Deutschland im Sommer gibt. Bekannt wurde das Prinzip bei der Fußball-WM 2006, jetzt soll es bei Robbie Williams und Co. die Schwarzhändler ausbremsen.
Jeder Kartenkäufer muss sich umfassend anmelden und bekommt dann ein Ticket, auf dem sein Name steht. Lewkowicz, dessen Agentur „Concert Team“ den Take That-Auftritt ausrichtet, kündigt für die Arena ein rigoroses Vorgehen an: „Man kommt nur mit Lichtbildausweis rein. Und wir werden wirklich jeden kontrollieren, sonst hätte der ganze Aufwand ja keinen Sinn.“
Allerdings kann man seine Karte bis zum Konzerttag „umpersonalisieren“ lassen, wenn einem wirklich was dazwischenkommt.
Dass man so den Schwarzmarkt nicht völlig aushebelt, weiß Veranstalter Lewkowicz: „Das sind hochorganisierte Agenturen. Aber wir machen es den Kameraden schwerer. Denn jeder Käufer weiß jetzt, dass er ein großes Risiko eingeht, wenn er mit einer Karte rein will, auf der ein anderer Name steht.“
Zweitverkäufe sind nicht verboten, zumal es meist ja ein Einverständnis zwischen Schwarzhändler und Käufer gibt — selbst bei absurd hohen Preisen. Der NDR als ESC-Veranstalter hat jetzt immerhin seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Ticketkäufer etwas angespitzt: Jede Weitergabe oder Veräußerung von Karten für den Song Contest ohne vorherige schriftliche Zustimmung des NDR wird untersagt.
Ob das sehr abschreckend wirkt, darf man bezweifeln. „Den Bedingungen musste jeder Käufer zustimmen. Wir prüfen nun, inwieweit gegen die Anbieter von Tickets vorgegangen wird, die gegen diese Bestimmungen verstoßen“, sagte die NDR-Sprecherin.
Zugleich beteuerte sie, dass der NDR alle 32 000 Verkaufskarten für das Finale in den freien Verkauf gegeben habe. Insider haben lange schon auch manche Veranstalter im Verdacht, heimlich am Schwarzmarkt mitzuverdienen. Der Trick: Wenn man 30 000 Karten zur Verfügung hat, verkauft der Veranstalter 25 000 und meldet „ausverkauft“, gibt aber einfach die restlichen 5000 Tickets zu einem höheren Preis an Zwischenhändler.