Thilo Sarrazin: Lustvoller Provokateur
Thilo Sarrazin ist im Nebenberuf Berliner Finanzsenator - sogar ein sehr erfolgreicher - und im Hauptberuf so etwas wie der Provokateur vom Dienst.
Düsseldorf. Lustvoll vergeht er sich in der Regel an den ohnehin Zukurzgekommenen. Zu hohe Heizkosten? Die Leute sollten doch überlegen, "ob sie mit einem dicken Pullover nicht auch bei 15 Grad Zimmertemperatur vernünftig leben können". Oder Sarrazins Hartz-IV-Speiseplan: Da konnte sich jeder für 3,76Euro am Tag "völlig gesund, wertstoffreich und vollständig ernähren" und sogar noch etwas sparen. Oft ist nicht klar, was einfach Unverfrorenheit oder doch nur kalkuliertes Spiel mit der Provokation ist.
Eine "chronifizierte Affektinkontinenz" diagnostizierte die Linkspartei bei ihrem Koalitionspartner. Den aber ficht das nicht an. Im Gegenteil: "Die Linkspartei freut sich doch über jeden meiner Sprüche." Denn allein seine Sprüche machten ja SPD und Linke, "die sich in Berlin so wahnsinnig ähnlich sind, scheinbar ein Stück unähnlicher". Und Rot-Rot als Modell? "Ein Wowereit und ein Wolf (Wirtschaftssenator der Linken) mit einem Sarrazin" könnten auch Hessen regieren. Sarrazin: "Zu dritt würden wir das hinkriegen."